Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts "Multisensueller Kunstunterricht unter Einbeziehung der Computertechnologie"
Michael Schacht & Georg Peez
Im Rahmen des Bund-Länderprogrammes
"Kulturelle Bildung im Medienzeitalter" wird das Modellprojekt "MUSE
COMPUTER – MUltiSEnsueller Kunstunterricht unter Einbeziehung der COMPUTERtechnologie"
(http://www.muse-computer.de)
anteilig vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Hessischen
Kultusministerium gefördert. Diesem Bund-Länderprogramm "Kulturelle
Bildung im Medienzeitalter" liegt eine Expertise des Kunstpädagogen
Karl-Josef Pazzini zugrunde (http://www.blk-bonn.de). Der Modellprojektleiter
Hans-Jürgen Boysen-Stern, Hessisches Landesinstitut für Pädagogik,
Frankfurt a. M., konzipiert und testet mit Kolleginnen und Kollegen an
sechs beteiligten südhessischen Schulen adäquate Räume, Arbeitsmöglichkeiten
und Unterrichtseinheiten, in denen die digitalen Medien innerhalb des Kunstunterrichts
positioniert und genutzt werden können (vgl. BDK-INFO II/2000, S. 14).
Wie solche Räume und hierin stattfindender Kunstunterricht in den Sekundarstufen
I und II ganz praktisch aussehen können, wird in diesem dreijährigen
Modellversuch (2000-2003) erkundet. Im Projekt wird etwa das Setting eines
"kunstpraktischen Werkraums im digitalen Zeitalter" erprobt, in
dem Computerarbeitsplätze Arbeitsplätzen für materialbezogenes
bildnerisches Gestalten zugeordnet sind. Den Schnittstellen zwischen Realität
und Virtualität kommt innerhalb des Modellprojekts eine große Bedeutung
zu. Die Vielfalt heutiger bildnerisch-gestaltender Zugangsweisen soll genutzt
werden.
Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation
des Modellprojekts wurde vom Hessischen Kultusministerium Michael Schacht
und Georg Peez (Institut für Kunstpädagogik der J. W. Goethe-Universität,
Frankfurt a. M.) übertragen. Mithilfe qualitativ-empirischer Forschungsverfahren
soll in dieser Längsschnittstudie die Kernfrage beantwortet werden:
"Wie lassen sich der Computer und seine Peripheriegeräte innerhalb
schulischen Kunstunterrichts in eher multisensuell ausgelegte bildnerische
Gestaltungsprozesse ‚zwischen Realität und Digitalität‘ integrieren?
Im Blickpunkt stehen komplexe Veränderungsprozesse innerhalb bestimmter
Zeiträume."
Diese Themen "Multisensualität" und "Prozesshaftigkeit"
werden in vier projektspezifischen Forschungsfeldern untersucht; und zwar
in den Bereichen
"Kreativitätsförderung",
"Werkstattorientierung",
"Genderspezifika" und
"Schnittstellen".
Als Erhebungsmethoden werden vor allem
in regelmäßigen Intervallen stattfindende teilnehmende Beobachtungen
eingesetzt sowie so genannte "Experteninterviews" mit beteiligten
Lehrenden. Zudem kommen die Erhebungsformen Gruppendiskussionen und narrativ-biografische
Interviews zum Einsatz. So ist beispielsweise geplant, Einstellungen und Einstellungsänderungen
innerhalb des Projektzeitraums zur Arbeit am Computer im bild-künstlerischen
Bereich in Gruppendiskussionen mit geschlechtsheterogenen und geschlechtshomogenen
Schülerinnen- bzw. Schülergruppen zu erfassen. Denn es wird davon
ausgegangen, dass sich Mädchen anders zur Thematik äußern,
wenn sie "unter sich" sind. Forschungsmaterial sind ferner Fotodokumente
und bildnerische Arbeiten von Heranwachsenden. Die Auswertung erfolgt vor
allem nach phänomenologisch orientierten Interpretationsverfahren, indem
beispielhafte Sequenzen zu bestimmten Themenbereichen interpretiert werden.
Interessierte können sich über
den Forschungsplan sowie über das bereits erhobene Forschungsmaterial
und die Analysen auf der stets aktualisierten Web-Site zur Begleitforschung
informieren (http://www.muse-forschung.de) oder mit den Forschern direkt Kontakt
aufnehmen.
E-Mail: Schacht@muse-forschung.de,
Peez@muse-forschung.de
Michael Schacht / Peez, Georg: Forschung zur Nutzung des Computers im Kunstunterricht. Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts "Multisensueller Kunstunterricht unter Einbeziehung der Computertechnologie". In: BDK-Info (Bund Deutscher Kunsterzieherinnen und Kunsterzieher, Landesverband Hessen), Heft 2, 2001