Kinderbilder im Wettbewerb

G. Peez: Kinderbilder im Wettbewerb

Zum Umgang mit ästhetischen Produkten von Heranwachsenden innerhalb ökonomischer Verwertungsinteressen

Von Georg Peez

Telefonbuch-Cover, Bereich 60, 1996/97

Bild von: Mohamed El-Ommali, 16 Jahre

1. Entwicklung der Thematik

Die ästhetische Produktivität, die Originalität von Kindern, die Merkmale ihrer kreativen Differenz zu den Erwachsenen wird im 20. Jahrhundert in weiten Bereichen unserer Kultur, z.B. in der bildenden Kunst (Fineberg 1995) sowie durch Literaten und Philosophen (Adorno 1973; Benjamin 1980; Rauschenberger 1985), als Anregungspotential vielfältig genutzt. Vor allem die verschiedenen Formen der Printmedien und elektronischen Kommunikationsmedien bedienen sich heute der Ursprünglichkeit, der ‚anderen‘ Sichten von Kindern auf Wirklichkeit, ihrer ‚originellen‘ Ausdrucksweisen. Meist ist ihnen durch die Verwertung von kindlicher ästhetischer Produktivität die Aufmerksamkeit der Erwachsenen gewiß. Sie verweisen Erwachsene hiermit nicht nur auf ihre eigene durchlaufene und kaum zu rekonstruierende Individuation und Genese, sondern in der ästhetischen Produktivität von Kindern und Jugendlichen tritt das Phänomen des Verstehens bzw. Nicht-Verstehens des ‚radikal Anderen‘ und zugleich ‚Eigenen‘ hervor.

Die Formen der kommerziellen Verwertung ästhetischer Produkte von Kindern und Jugendlichen bergen für die Pädagogik zwiespältige Phänomene und ihr Selbstverständnis berührende Aspekte, denn die kommerzielle Nutzung von Kinderzeichnungen und Kinderbildern ist zwar ein gesellschaftliches Faktum, erziehungswissenschaftlich wird dies jedoch weithin kaum beachtet. Kinder und Kommerzialisierung werden zwar nicht mehr grundsätzlich als ethisches Dichotom angesehen, doch wenn sich beide Themenbereiche überschneiden, bleibt bei vielen ein durch Fürsorge motiviertes ‚ungutes Gefühl‘, daß diese Vermischungen beider Bereiche weniger zum Wohle der Kinder und mehr zum Wohle der verwertenden Erwachsenen stattfinden. Solche Überschneidungen ließen sich auch in der Form deuten, daß Kind und Kindheit historische und kulturelle Konstrukte sind (Luhmann 1991, S. 24; Lenzen 1994, S. 343ff.), deren Abgrenzungen sich derzeit – parallel zu entsprechenden gesellschaftlichen Entwicklungen (Treml 1987, S. 132ff., Lenzen 1994, S. 348ff.) – auf dem Gebiet der Verwertung von kreativen Kinderprodukten verwischen. Zudem ließe sich der Aufrechterhaltung eines einheitlichen Fluchtpunktes pädagogischen Nachdenkens wenig Sinn abgewinnen, wenn die Spezifika der kindlichen ästhetischen Gestaltung durch die Universalisierung und die Flexibilisierung von Handlungs- und Funktionszusammenhängen dieser Gestaltungsprodukte bereits so stark in andere gesellschaftliche Bereiche diffundiert sind.

Exemplarisch soll im folgenden anhand des alljährlichen Mal- und Zeichenwettbewerbs der Deutschen Telekom AG dargelegt werden, wie der Umgang mit Kinderzeichnungen im ökonomischen Bereich unter Berücksichtigung fortschreitender technischer – vor allem elektronischer – und gesellschaftlicher Veränderungen beeinflußt wird. Denn anhand des Mal- und Zeichenwettbewerbs der Deutschen Telekom AG läßt sich zunächst beschreibend verorten und analysieren, welchen gesellschaftlchen ‚Ausdruck‘ unser heutiges Verhältnis zum Kind und seinen ästhetischen Produkten findet und in welchen Formen sich Muster der Wertzuweisungen der ästhetischen Produkte des ‚autonomen‘ kindlichen Subjekts bereits früh mit kommerziellen Verwertungsinteressen von Erwachsenen im öffentlichen Bereich vermengen. Nachzuweisen ist, inwieweit die äußeren Begleitumstände – hier die kommerzielle Verwertung von Kinderzeichnungen in Form des allseits bekannten Phänomens ‚Kindermalwettbewerb‘ – erhalten bleiben, aber die spezifischen Bedingungen und Handlungen sich hinter diesen Fassaden umstrukturierten und Neugewichtungen erfahren. (1) Hierauf eingehend sind traditionelle ethische Postulate im Bereich der Pädagogik zu überdenken, weil sich eventuell die Umstände derart gewandelt haben, daß neue „gesellschaftliche Spielregeln“ durch die Veränderung der stark von Ambivalenzen und Risiken geprägten Rahmenbedingungen entstehen. (2) Diese analysierenden Verortungen können freilich auch dazu führen, daß weniger eine Umstrukturierung, als vornehmlich eine übermächtige Präsenz von historisch tiefsitzenden Mechanismen unter neuen technischen Bedingungen und unter einem ausgeprägteren Komplexitätsbewußtsein sich lediglich verstärkt hat. Selbst unter Anerkennung dieser Annahme, sollte der pädagogisch adäquate Umgang mit dem Phänomen überdacht und aktualisiert werden.

2. Der Mal- und Zeichenwettbewerb der Deutschen Telekom AG

„Eure Kunst für unser Cover! Über 100 Millionen Telefonbücher warten auf neue Titelseiten.“ – So lautet der Ausschreibungstext zum alljährlichen Malwettbewerb der Deutschen Telekom AG. Der Aufwand ist enorm. In den letzten fünf Monaten des Jahres 1996 wurden sage und schreibe alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre in Deutschland sowie zusätzlich Kinder aus anderen Ländern dazu aufgerufen, „Bilder unserer Welt“ für deutsche Telefonbücher zu entwerfen; so der Titel des ausgeschriebenen Wettbewerbs.

Fast 30.000 eingereichte „Bilder unserer Welt“ wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 1997 juriert und ab Herbst werden die Siegerbilder die Titelseiten aller neuen 325 Telefon- und Telefaxbücher schmücken. An den bisherigen Malwettbewerben zur Telefonbuchgestaltung beteiligten sich in den vier vergangenen Jahren fast 200.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland.

„Im Zeichen der T-Aktie“, so der Werbeslogan der Deutschen Telekom AG zu ihrem Ende 1996 vollzogenen Börsengang, wird dem einstigen trägen, großteils verbeamteten Monopolisten der Wind des freien Wettbewerbs bald scharf ins Gesicht wehen. Die kommerziellen Konkurrenten, u.a. unter Beteiligung zahlungskräftiger deutscher, ebenfalls noch Monopole haltender Energieversorgungsunternehmen, wie VEBA und RWE, warten bereits in ihren Startlöchern, um den Kampf um Kunden und Preise aufzunehmen. Nach der Aufspaltung der einstigen Deutschen Bundespost in drei eigenständige Unternehmen im Jahre 1989, war „corporate identity“ das Stichwort, aus dem heraus die Deutsche Telekom in den letzten Jahren Profil gewann. Die Farbe der Telefonbücher wie auch der Telefonhäuschen wechselte auffällig schnell vom traditionellen Gelb zu Grau-Weiß-Magenta (einem Rosarot). Innerhalb dieser erfolgreichen Profilierung in der Öffentlichkeit wurde die Idee entwickelt und verwirklicht, statt der frühreren Werbeanzeigen ab 1993 / 94 Kinderbilder auf den Titelseiten der Telefonbücher zu veröffentlichen. Diese Kinderbilder haben im Zuge der allseits indizierten gesellschaftlichen Ästhetisierungstendenzen (z.B. Rorty 2 1993, S. 29) eine Funktion im „corporate identity“-Konzept der Deutschen Telekom, die sich mit Begriffen wie Kreativität, Fröhlichkeit, Vielfalt, Dynamik, Spontaneität, Emotionalität, Kinderfreundlichkeit, Weltoffenheit, Zukunftsbezug umreißen läßt. 1 Durch die Ausrichtung auf das Motto ‚Innovation‘ ist die Deutsche Telekom AG eins von vielen Unternehmen, die sich diesen ‚Zeichen der Zeit‘ verstärkt aussetzen. Für die Telekom waren diese Umstrukturierungen vom staatlichen Monopol zur Teilprivatisierung jedoch noch tiefgreifender als für privatwirtschaftliche Unternehmen. Alte ’sekundärtugendhafte‘ Werte aus dem staatlichen Dienstleistungsunternehmen Deutsche Bundespost wie Ordnung, Pflichterfüllung, auch Pünktlichkeit wurden gesamtgesellschaftlich durch ganzheitlicher orientierte ’neue Werte‘ wie Unabhängigkeit, Spontaneität, Gefühlsbetontheit, Kreativität und Selbstbestimmung zum Teil verdrängt. In diesem Innovationskonzept der Umstrukturierung, Privatisierung und betrieblichen Modernisierung nehmen die Kinderbilder auf den Telefonbüchern einen zentralen Platz ein.

3. Die Kooperationspartner des Malwettbewerbs

Nachdem die Telekom zu Beginn des Jahres 1996 mit ihrer pannenreichen Zeittaktumstellung massiv in die Negativ-Schlagzeilen geriet, ist ihr durch die Kooperation und das Sponsoring mit und für ‚Unicef‘, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, ab Mitte 1996 eine Imageaufwertung gelungen. „Bilder unserer Welt“ heißt offiziell der „Malwettbewerb zum 50. Geburtstag von ‚Unicef'“ – so die Wettbewerbsausschreibung der Deutschen Telekom. ‚Unicef‘ steht in der deutschen Öffentlichkeit, im Gegensatz beispielsweise zu der in den USA, weitgehend unhinterfragt für Gutes, für den Einsatz von Erwachsenen für die Schwächsten dieser Welt, die Kinder, für die Hoffnung auf globale Humanität. Digitale ‚kalte‘ Telekommunikationstechnologie wird mit ethisch guten Anteilen gekoppelt. 2

Eine weitere wichtige Kooperation gelang der Deutschen Telekom durch die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Diese Kooperation birgt hohe Brisanz. Das Bundesministerium lobt 1997 bereits zum zweiten Mal „Förderpreise zur Begabtenförderung“ im Zusammenhang mit dem Telekom-Telefonbuchwettbewerb aus. Preisträger können Jugendliche im Alter zwischen 15 und 21 Jahren sein. Ihr Gewinn ist ein künstlerischer Förderkurs. Den 11 Förderpreisträgern des vergangenen Jahres bot sich die Chance, entweder die Arbeits- und Studienmöglichkeiten an der Hochschule für Künste in Bremen kennenzulernen oder am ‚Zentrum für Bildende Kunst‘ in Neubrandenburg ihre künstlerischen Fähigkeiten in der Fertigung von Druckgrafik in jeweils einwöchigen Kursen zu erweitern (Rüttgers 1996, S. 8). Was hieran spektakulär ist, wird erst auf den zweiten Blick deutlich: Ein Parallelwettbewerb zum seit Jahrzehnten anerkannten naturwissenschaftlichen Wettbewerb „Jugend forscht“ und zum musikalischen Wettbewerb „Jugend musiziert“ soll etabliert werden. „Jugend forscht“ wird von der Illustrierten „Stern“ getragen. Und der Chefredaktuer des „Stern“ saß auch in der Jury für die Auswahl der Bundessieger des Telekom-Wettbewerbs 1996. Die Jurierung von bildnerischen Arbeiten Jugendlicher im jährlichen Turnus innerhalb eines bundesweiten Wettbewerbs findet – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – nun also auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst statt.

Überlegungen zum Sinn eines solchen Wettbewerbs sollten artikuliert werden. Nirgendwo, weder in den Wettbewerbsausschreibungen noch im Austellungskatalog, der die Siegerbilder präsentiert, sind Kriterien genannt, nach denen die Förderungswürdigkeit sowie die Begabung der Teilnehmenden erfaßt und beurteilt werden. Die sehr allgemein gehaltenen Bewertungskriterien für alle eingereichten Arbeiten sind laut Wettbewerbsausschreibungen „Themenbezug, Originalität der Idee und der Gestaltung sowie qualitative Ausführung“. Merkmale einer angeblichen künstlerischen Begabung im Bereich der bildenen Kunst bei Jugendlichen sind jedoch grundsätzlich nicht so leicht auszumachen, wie dies zunächst scheinen mag. Nach langjährigen Forschungen des Leipziger Kunstpädagogen Frank Schulz zum künstlerischen Talent lassen sich keine direkten und linearen Rückschlüsse von der bildnerischen Tätigkeit bei Kindern und Jugendlichen auf eine mögliche spätere künstlerische Berufstätigkeit ziehen. Gegenteilig zu landläufigen Meinungen zeichneten sich bildnerische Arbeiten aus der Kinder- und vor allem der Jugendphase von später anerkannten Künstlerinnen und Künstlern nicht im künstlerisch qualitativen Sinne aus. Sehr häufig waren die Bilder und Zeichnungen nicht innovativ oder originell, sondern Kopien und Nachahmungen, was bis hin zum ernsthaften und gefühlvollen Abmalen von Kitschpostkarten und Comics ging. Fast durchgängig übereinstimmend war allerdings eine erhöhte Basteltätigkeit zu verzeichnen, also vor allem die Schulung in der Fähigkeit, aus unzusammenhängenden Fundstücken etwas Neues zu kreieren (Schulz 1991, S. 23f.). Ob insofern eine Preisauslobung von höchster Stelle gerade in Verbindung mit den jährlichen Telefonbuch-Wettbewerben angebracht ist, müßte zumindest in einer größeren Fachöffentlichkeit debattiert werden; dies war bisher jedoch nicht der Fall.

Am Beispiel des 1996er Wettbewerbs ist die Zusammensetzung der Jurys auf Bundesebene bemerkenswert; ihr gehörten an: ein Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom, der Geschäftsführer der Telekomtochter DeTeMedien, der Direktor und die stellvertretende Direktorin der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, der Chefredakteur einer Illustrierten, ein Graffiti-Sprayer und ein Kunstbuchautor. Im laufenden Wettbewerb wird u.a. auch die Frau des Bundespräsidenten, Christiane Herzog, Mitglied der ‚Bundesjury‘ sein. Sicher stehen Pädagoginnen und Pädagogen nicht in jedem Fall bei allen gesellschaftlichen und öffentlichen Themen Mitbestimmungsbefugnisse zu, doch ist zu beachten, daß der allergrößte Teil der eingereichten Arbeiten im schulischen Kunstunterricht entstand. Künstlerische Fertigkeiten von Heranwachsenden erfahren gerade in der Adoleszenzphase, in der viele außerhalb des Elternhauses Orientierung suchen, eine konstruktive Unterstützung von Pädagoginnen und Pädagogen, ob in der Schule oder außerschulisch. Durch die oben genannten Jurymitglieder wird der Tatsache, daß die Kinderzeichnung sowie ästhetisches Verhalten von Kindern und Jugendlichen genuines Forschungs- und Handlungsfeld der Kunstpädagogik ist, nicht Rechnung getragen. Daß auch die Erziehungswissenschaft Experten zum Thema aufzubieten hat, findet in der Juryzusammensetzung keine Berücksichtigung.

4. Zu Beurteilungskriterien von Kinderzeichnungen

Die Frage wird virulent, wie eine „Magie der Bilder“ innerhalb der stetig konstatierten und weiter ansteigenden Spirale der Bilderflut (Kamper 1995) erhalten werden kann; oder pragmatischer gefragt: Welche Bilder können überhaupt noch Aufmerksamkeit erregen und zudem ein positives Image vermitteln? Hier zeigt sich ein allgemein einsichtiges Problem von seiner spezifischen Seite. Je mehr gesamtgesellschaftlich der Verlust von Kindheit beklagt wird, desto wertvoller werden die noch vorhandenen weitgehend ‚reinen‘, ‚authentischen‘ bzw. von den elektronischen Medien wenig ‚verunreinigten‘, z.B. leiblich orientierten Formen von Kinderkultur (Lippitz/Rittelmeyer 1990; Mollenhauer 1996, S. 254f.). Doch diese prämierten und kulturell rarer werdenden Nachweise kreativer Spontaneität werden sogleich durch kommerzielle Vervielfältigung standardisiert, instrumentalisiert und verwertet. Ulrich Becks These der an die Individualisierungstendenzen gekoppelten Standardisierungstendenzen (Beck 1986, S. 205ff.) wird anhand der Telefonbuchwettbewerbe exemplarisch nachvollziehbar. Durch diese quantitativ massive Veröffentlichung von über 100 Millionen Telefonbüchern in Deutschland besteht somit gleichzeitig die Tendenz der Typisierung, welche das der Moderne insgesamt innewohnende Risiko birgt, den Verlust dieser ‚reinen‘, ‚wertvollen‘ und ‚authentischen‘ Formen zu beschleunigen. Die „Magie der Bilder“ verblaßt durch ihre Kommerzialisierung, Vervielfältigung und Trivialisierung. Auch die Neuaufwertung der Kinderbilder auf den Telefonbuch-Titelseiten kann in diesen Sog geraten. Die Jurymitglieder beklagen bereits jetzt die sehr geringe Zahl der originellen Bilder der Kinder im Verhältnis zur großen Flut der stereotypen und klischeehaften Darstellungen. Demnach gilt für 7- bis 8-jährige Kinder, was traditionell den Erwachsenen zugeschrieben wird, daß nämlich nicht mehr die Selbstvergewisserung individueller Authentizität in ihrem Ausdrucksverhalten erwartet werden kann. Der Soziologe Dietmar Kamper prägte in radikal kritischer Einstellung zu diesem Phänomen die Metapher der „Metastasen von innen“ (Kamper 1995, S. 62), die die Phantasie und Einbildungskraft zerstörten.

Das aus der bildenden Kunst und der Reformpädagogik inspirierte Kriterium ‚Authentizität‘ oder ‚Wahrhaftigkeit‘ zur Beurteilung von Kinderzeichnungen wird in der neueren Forschung zur Kinderzeichnung als wertendes Urteil durch lebensweltbezogene Kriterien wie lebensgeschichtliche Zusammenhänge sowie Tätigkeitscharakter des Zeichnens und den hiermit verbundenen Konsequenzen für die Persönlichkeitsgenese ersetzt (Schoppe 1991, S. 247). Die Kinderzeichnung kann auch prinzipiell „nur schwerlich als autonom betrachtet (werden), wie dies bislang zumeist geschiet“ (Schoppe 1991, S. 249). „Statt der Bewertung des losgelösten Endprodukts sollten Beurteilungskategorien vielmehr auf die Bedeutung des Zeichnens für die Person des Kindes abzielen.“ (Schoppe 1991, S. 249) Die Antizipation, der Vollzug und die Gestaltung von Auseinandersetzungsprozessen mit der eigenen Lebenswelt kann als ein tätigkeitsbezogenes (Mollenhauer 1996, S. 25) Kriterium gelten. Dieses Kriterium muß sich nicht mit einer (scheinbaren) ‚Authentizität‘ im Produkt decken.

Der erwachsene Rezipient orientiert jedoch sein Hauptaugenmerk am für ihn relevanten Anregungscharakter der scheinbaren Authentizität des Ausdrucks; dies machen auch die Juryentscheidungen in der Vergangenheit ersichtlich. Gesellschaftliche Verwertungskriterien entsprechen nicht aktuellen pädagogischen, sondern eher traditionellen künstlerischen sowie reformpädagogischen Kriterien. Im Alltagsverständnis herrscht (noch) die Vorstellung, es gebe vor allem bei Kindern so etwas wie das ‚wahre-Ich‘, einen inneren authentischen Kern, der von der Pädagogik weitgehend bewahrend gepflegt werden sollte. Vorzuziehen wäre m.E. hingegen das Bild eines ‚flexiblen Ichs‘, das nicht ist, sondern das sich aus Überzeugungen, Wünschen und Einflüssen als Netz immer wieder neu bildet. Das ‚Ich‘ wäre demnach nicht substantieller Träger von Eigenschaften, sondern es wäre als ein Verfahren des In-Beziehung-Setzens von Faktoren zu verstehen. Ästhetische Produktion kann somit auch bei Kindern als Hilfsmittel der Artikulation (Taylor 1988, S. 39), Selbst-Erschaffung (Schäfer 1980, S. 15f.) und Neubeschreibung (Rorty 1993, S. 11, 66) angesehen werden. So verstandene nicht-sprachliche Hervorbringungen sind zudem als Dokumente von Bildungsprozessen anzuerkennen (Mollenhauer 1996, S. 31).

Auf das Bewertungskriterium „Originalität der Idee und der Gestaltung“ zurückkommend, muß gegenüber den Wettbewerbs-Ausschreibern Telekom und ‚Unicef‘ der Einwurf erlaubt sein, daß ihr selbst formuliertes Thema „Bilder unserer Welt“ sicher alles andere als originell ist. Ein solch breit formuliertes Motto wirkt nach didaktischen Gesichtspunkten nicht anregend für die in der Wettbewerbsausschreibung geforderte originelle und authentische Auseinandersetzung. Dies gilt als professionelles Erfahrungswissen pädagogisch Tätiger (Daucher 1990; Manthey-Bail 1991; Buschkühle 1996). Daß die zugegebene „fehlende Eindeutigkeit“ (Jacob 1996, S. 12) des Wettbewerbsmottos, so der Kunsthistoriker und Direktor der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, Wenzel Jacob, angeblich „besonders hohe Anforderungen an die Kreativität“ (Jacob 1996, S. 12) stelle, ist eine aus dem professionellen Bereich von Erwachsenen auf Kinder und Jugendliche unhinterfragt übertragene Behauptung. Die lustlose oder eventuell hilflose Aufforderung „Malt einfach was Ihr wollt“ oder „Jeder malt jetzt mal ein Bild“ ist vom Wettbewerbsmotto nicht weit entfernt. Wer „Allerweltsthemen“ stellt, wird in der Regel auch „Allerweltsbilder“ erhalten. Die Anregungs- und Aufforderungsqualität eines solchen Mottos läuft – und hierüber brauchen sich die Veranstalter dann nicht zu wundern – zum großen Teil auf klischeehafte, von den Medien beeinflußte Darstellungen hinaus: simplifizierende Gut-Böse-Kontraste, Kinderfiguren, die handhaltend die Erde umspannen, ein „weißes“ Kind und ein „schwarzes“ Kind, die sich die Hand reichen, oder auf einem Bild zusammengerückte nationale Symbole, die zusätzlich durch Telefonkabel und Satelliten vernetzt sind.

5. Der Umgang mit den Originalen

Wie die Telekom die zehntausende eingereichten, aber ausjurierten Kinderbilder handhabt, war ein heikles Thema der vergangenen Jahre. Die Bilder gingen mit der Einreichung zum Wettbewerb durch die Einverständniserklärung der Eltern in den Besitz der Deutschen Telekom AG über. Diese konnte die Originale nach eigenem Ermessen verwenden. In den vergangenen Jahren wurde es ausgeschlossen, weil organisatorisch angeblich unmöglich, die Bilder nach Ende des Wettbewerbs an die Kinder zurückzugeben; weshalb die fast 100.000 Kinderbilder aus dem ersten Wettbewerb 1993 / 94 im nachhinein sozusagen aus der Not heraus, „etwas mit ihnen machen zu müssen“, der Hochschule für Künste in Bremen weniger zu Forschungszwecken, sondern mehr zur künstlerischen Anregung zur Verfügung gestellt wurden. Jeder, der sich mit der Erforschung von Kinderzeichnungen befaßt, weiß, daß im Grunde das damalige Thema des Wettbewerbs „Deutsche Telekom. Von Mensch zu Mensch“ zu offen war, um ernsthafte vergleichende Forschung zwischen den Kinderbildern zu betreiben. Außerdem sind die personenbezogenen Daten zu den Kindern so minimal (Alter, Geschlecht und Postleitzahl des Wohnorts), daß ernsthafte Fallforschung hiermit auch nicht möglich war. Es entstanden teils umständlich formulierte Berichte, die zum einen lediglich zur allgemeinen Bestätigung und Illustration bereits vorhandener Forschung und Theorien dienten und zum anderen schlichte Selbstverständlichkeiten enthielten.

Nun besaß aber die Kunsthochschule in Bremen die Arbeiten und mußte sie in irgendeiner Form archivieren und das Problem des Umgangs mit so vielen Kinderbildern lösen. Sicher auch aus dieser Lage heraus wurde die Idee entwickelt, die Basisform eines mathematischen Unendlichzeichens – ° – als Grundfläche eines raumgroßen Objekts aus transparentem Material mit sämtlichen zum Malwettbewerb eingereichten Kinderbildern im Diaformat zu überziehen (Dohrn u.a. 1996, S. 58f.). Denn Kinderbilder auf ‚Mikrofilm‘ sind leichter zu handhaben und zu archivieren als die Originale. Was mit den nicht prämierten Arbeiten der zwei nächsten Wettbewerbe geschah, ist nicht explizit gesagt. Beim Ex-Sony-Manager, Träger der Managerauszeichnung „Deutscher Kommunikationspreis 1996“ und jetzigen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, Ron Sommer, heißt es zu diesem Problem unkonkret, die Bilder seien Dokumente von „historischem Rang“. „Als weltweit größte Sammlung von Kunst der Kinder und Jugendlichen aus der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts bilden sie reichen und wertvollen Fundus an Informationen über unsere Zeit.“ (Sommer 1996, S. 10)

Was in den Vorjahren nicht machbar war, ist der Telekom erst im laufenden Wettbewerb möglich, nämlich den Einreichenden ihre Bilder nach Ende des Wettbewerbs zurückzugeben. Diese neue Regelung wurde auch auf massive Kritik des Bundes Deutscher Kunsterzieher hin eingeführt, der den sorglosen Umgang mit Originalen in Zeiten bemängelte, in denen dem Original im Kunstbereich ein hoher finanzieller und auratischer Stellenwert zukommt.

Durch das Recht zur honorarfreien Vervielfältigung und Veröffentlichung für alle eingesandten Arbeiten darf die Telekom nach eigenem Ermessen die Bilder neben den Telefonbüchern auch auf Telefonkarten, in diversen Telekom-Publikationen, auf Kalendern sowie auf anderen Drucksachen reproduzieren. Jeder Wettbewerb unter professionell tätigen Erwachsenen, z.B. Künstlern oder Grafik-Designern, wäre durch Honorare wesentlich teurer geworden. Unter dem Blickwinkel der verstärkten Anerkennung der Autonomie des Individuums und der Sensibilisierung der öffentlichen Meinung für die Rechte von Kindern in Deutschland, passen diese Wettbewerbsbedingungen nicht ins anvisierte äußere Erscheinungsbild des Wettbewerbs. Ein solcher praktizierter Umgang mit dem Recht auf die ästhetischen Objekte ist aber weder neu noch überraschend, denn historisch gesehen haben Erwachsene die Kinderzeichnung entweder kaum bis gar nicht geachtet oder sie wurde in wenigen Fällen, so beispielsweise um die Jahrhundertwende, als aus dem „Genius des Kindes“ (Hartlaub 1922) geschaffene „Kinderkunst“ (Ricci 1887/1906) mystifiziert. 3 Kinder werden hier von den Erwachsenen mit der „Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies“ (Lenzen 1994, S. 352) zeitweise zu Künstlern stilisiert. Diese durch die Medien popularisierte Stilisierung blieb wiederum nicht ohne Einfluß auf das Selbstverständnis der Kinder. Dieser melancholisch idealisierende Blick kann zudem als Ausdruck des epochalen Vorgangs der „Infantilisierung der Erwachsenenwelt“ (Lenzen 1994, S. 348) gedeutet werden. Parallel zur „Vergöttlichung“ (Lenzen 1994, S. 348) von Kindheit fand die Sekularisierung der industrieellen Kultur statt (Lenzen 1994, S. 348). Hier deutet sich exemplarisch an, daß zwei sehr unterschiedliche Sphären ihre Kräfte messen: die melancholische Idealisierung von Kindheit und die Ökonomie. Der auch machtträchtige – mit traditionellem Vokabular als zwischen Selbst- und Fremdbestimmungsanteilen darstellbare – Konflikt wird vorerst so ausgetragen, daß einzelne prämierte Kinderzeichnungen quasi stellvertretend für die Gattung veröffentlicht werden, während die meisten völlig unbeachtet bleiben.

Die Prinzipien der Wirtschaftlichkeit und des Wettbewerbs dominieren auch in anderen, ähnlich konzipierten Malwettbewerben vor Autonomiekriterien. Daß Kinder ihren selbst geschaffenen Produkten gegenüber Gebrauchswert- und Verwertungsinteressen haben – z.B. zum Verschenken, um Freude zu bereiten oder um Kommunikation anzuregen – , daß sie selber ihre eigenen ästhetischen Objekte oft nur für sehr kurze Zeit emotional besetzen und bald darauf nur wenig beachten, legitimiert Erwachsene nicht automatisch zu dem gleichen Umgang mit Kinderbildern.

Die Telekom erwirbt bei Einreichung aller Arbeiten ausdrücklich das Recht auf digitale Bearbeitung der Bilder. Von diesem Recht wurde seit dem ersten Wettbewerb Gebrauch gemacht; sei es, daß Bilder beschnitten und ‚gestutzt‘ wurden, daß Farben verändert wurden, daß Bildteile aus dem Bild genommen wurden oder daß, wie beim Telefonbuch 60 (für Frankfurt/M. und Offenbach/M.) 1994 geschehen, das Kinderbild ein wenig an den Rändern mit Farbe „digital verschmiert“ wurde; wohl damit es noch authentischer und kindgemäßer wirkte. Das siebenjährige Mädchen, das das damalige Siegerbild malte, war von der veröffentlichten Version enttäuscht, weil es selbst ja sorgfältiger gemalt hatte. Zwei Jahre später wurde auf dem gleichen Telefonbuch die Subversivität eines eingereichten in Grafitti-Manier gezeichneten Bildes des sechszehnjährigen Preisträgers dadurch umgangen, daß ein Marihuana-Blättchen kurzerhand auf dem veröffentlichten Coverbild nicht mehr erschien.

In anderen Wirtschaftssektoren – etwa bei Werbematerial und Kalendern der Versandfirma für Kindertagesstätten- und Schulausstattung ‚Wehrfritz‘ – ist die digitale Bildbearbeitung von Kindermalereien und -zeichnungen durch Graphikdesigner weiter fortgeschritten. Hier werden Elemente aus Kinderzeichnungen herausgeschnitten, mit anderen Elementen kombiniert, farblich verändert, fragmentiert, mit Schrift überlagert, spiegelbildlich gedreht und Teile aus ganz unterschiedlichen Kinderarbeiten werden collagiert. Genießen Arbeiten professioneller Künstlerinnen und Künstler einen rechtlichen Urheber- und Vervielfältigungsschutz und werden für Reproduktionen seit längerem Honorare gezahlt, so unterliegen die ästhetischen Produkte von Minderjährigen keinem solchen Schutz, wenn die oft unwissenden Eltern per Unterschrift ihr Einverständnis geben.

6. Vorläufiges Fazit

Beim Telekom-Wettbewerb handelt es sich um eine ‚öffentliche Angelegenheit‘, denn hier steht der heutige Umgang mit den kreativen Potentialen und ästhetischen Produkten von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft und in der Öffentlichkeit exemplarisch zur Debatte. Machtverhältnisse (Meyer-Drawe 1996, S. 655ff.) wirken sich ebenso aus, wie die Dominanz von Wirtschaftlichkeits- und Wettbewerbsprinzipien, die Veränderbarkeit von visueller Information durch die fortschreitende Codierung bzw. Digitalisierung der Informationen sowie Entgrenzungen, die Ökonomie, Pädagogik und allgemeingesellschaftliche Ästhetisierungstendenzen miteinander verschmelzen. Pädagogen können es sich deshalb kaum leisten, die Kinderbilder auf Telefonbüchern zu ignorieren. Gedanken zu einer ‚Radikalisierung der Moderne‘ würden in Hinblick auf den Telekom-Wettbewerb die Infragestellung überkommener Verkehrs- und Vollzugsformen in Mal- und Zeichenwettbewerben ebenso beinhalten, wie die Öffnung von Entscheidungsbereichen für Mitspracherechte der Betroffenen und die reflexive und differenzierte Erörterung der Komplexität der Kontextbedingungen des Wettbewerbs. Einer solchen Debatte innerhalb der Pädagogik kann hier nicht vorgegriffen, sie kann im Sinne der „Artikulation“ nach Charles Taylor (Taylor 1988, S. 38ff.; Taylor 1994, S. 25) lediglich angeregt werden. Diese Grundsatzfragen tragen im Kern den Zweifel in sich, ob denn das, was bisher als selbstverständlich galt, auch noch weiterhin als so selbstverständlich gelten kann. Über die Reflexionen zum Wettbewerb stellen sich ethische und professionelle Gesichtspunkte in verändertem Licht dar. Schwer integrierbare Anteile werfen uns hierbei auf Grundsatzfragen nach ethischen Prinzipien, nach deren Konturen, Legitimationen und Qualitäten im Umgang mit ästhetischen Produkten von Kindern und Jugendlichen zurück.

Auf die eingangs aufgeworfenen Fragen läßt sich vorläufig keine eindeutige Antwort rekurrieren, da wir uns inmitten von Prozessen befinden, die weder „von außen“ zu beobachten sind noch deren Ende abzusehen wäre. Nachgewiesen werden konnte, daß die äußeren Formen des traditionellen Phänomens ‚Kindermalwettbewerb‘ erhalten bleiben, während die spezifischen Bedingungen und Handlungen sich hinter diesen Fassaden umstrukturieren, Neugewichtungen erfahren und Konflikte und Dissonanzen sich durch die Festigung einerseits der Achtung des autonomen Individuums (Taylor 1994, S. 31ff.) sowie andererseits durch die Dominanz ökonomischer Verwertungsinteressen verstärken.

Es erscheint wenig sinnvoll, die traditionelle pädagogisch konstruierte Dichotomie „Kinder – Kommerzialisierung“ bei der allgemeinen Entgrenzungen der Terretorien Pädagogik, Kindheit, Ästhetisierung, Ökonomie restaurativ-bewahrend aufrecht erhalten zu wollen. Angesichts der exemplarisch dargestellten Universalisierungstendenzen der Durchmischungen pädagogischer mit allgemein gesellschaftlichen Bereichen, der Entgrenzungen, denen die Pädagogik und deren Gegenstandbereiche ausgesetzt sind, sowie der Entgrenzungen des kulturellen Phänomens „Kindheit“ zum Erwachsensein werden Fragen nach kontextbezogenen historisch kontingenten Grenzziehungen sowie kontextbezogenen Wertungen keineswegs obsolet. Hier zeigen sich nach wie vor Diskrepanzen zwischen Umgangswerten aus verschiedenen gesellschaftlichen Sphären, insbesondere der Pädagogik und der Ökonomie. Und zwar sind solche Grenzziehungen deshalb nicht obsolet, weil erziehungswissenschaftliches Denken nicht die Rekurrierung von normierten Durchschnittswerten – auch hinsichtlich der Entwicklung der Kinderzeichnung – zum Ziel haben sollte (Lenzen 1994, S. 347), sondern reflexives, analytisches und differenzierendes Denken. Solche historisch kontingenten Differenzierungen kommen selbstredend nicht ohne Grenzziehungen und Wertungen aus (Taylor 1994, S. 23ff.). Denn, „daß es nichts gibt, das gegen Kritik gefeit wäre, bedeutet nicht, daß wir die Pflicht haben, alles zu rechtfertigen.“ (Rorty 1988, S. 26)

Anmerkungen

1 Einen Kindermalwettbewerb durchzuführen hat in Finanz-, Wirtschafts- und Medienkommunikationsbereichen Tradition. Als exemplarisch für dieses Konzept gilt der internationale Mal- und Zeichenwettbewerb der Volks- und Raiffeisenbanken (Daucher 1990). Die neue Dimensionen des Telekom-Wettbewerbs ist vor allem die öffentlichkeitswirksame flächendeckende Verbreitung der reproduzierten Siegerbilder in fast allen Haushalten Deutschlands.

2 Wie inzwischen in fast allen Kulturbereichen treten neben der verantwortlichen Telekom weitere Sponsoren beim ‚Unicef‘- und Telekom-Wettbewerb in Erscheinung: u.a. der Trenduhrenhersteller des Wegwerfprodukts Swatch, der Medien- und Elektronikgigant Sony, die amerikanische Fast-Food-Kette Burger-King, die Spielehersteller Parker sowie Schmidtspiele, ferner Deutschlands umsatzstärkstes Vergnügungsgelände Europa-Park in Rust/Baden.

3 Bezeichnenderweise spricht Ron Sommer auch von „Kunst der Kinder und Jugendlichen“ (Sommer 1996, S. 10), was im Kontrast zum teils leichtfertigen Umgang der Telekom mit dieser „Kunst“ steht.

Literatur

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Beck, U.: Risikogesellschaft. Frankfurt a.M. 1986
Benjamin, W.: Berliner Kindheit um Neunzehnhundert. In: Benjamin, W.: Gesammelte Schriften. Bd. IV. 1. Frankfurt a.M. 1980, S. 235-304
Buschkühle, C.-P.: Weg vom Klischee. In: Kunst + Unterricht (1996), H. 206, S. 5
Daucher, H. (Hrsg.): Kinder denken in Bildern. München/Zürich 1990
Dohrn, T. u.a.: Die Idee zum Objekt. In: Deutsche Telekom AG, Generaldirektion (Hrsg.): Pausenkunst. Malen fürs neue Telefonbuch. Bonn 1996, S. 58-59
Fineberg, J.: Mit dem Auge des Kindes. Kinderzeichnung und moderne Kunst. München 1995
Hartlaub, G. F.: Der Genius im Kinde. Breslau 1922
Jacob, W.: Schöpferische Pausen. In: Deutsche Telekom AG, Generaldirektion (Hrsg.): Pausenkunst. Malen fürs neue Telefonbuch. Bonn 1996
Kamper, D.: Unmögliche Gegenwart. Zur Theorie der Phantasie. München 1995
Lenzen, D.: Kindheit. In: Lenzen, D. (Hrsg.): Pädagogische Grundbegriffe, Bd. 1, Reinbek 1989, S. 845-859
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Lippitz, W./Rittelmeyer, C. (Hrsg.): Phänomene des Kinderlebens. Bad Heilbrunn 1990
Luhmann, N.: Das Kind als Medium der Erziehung. In: Z.f.Päd. (1996) H. 1, S. 19-40
Manthey-Bail, H.: Unterricht ohne Plan? In: Kunst + Unterricht (1991), Heft 157, S. 8 – 11
Meyer-Drawe, K.: Versuch einer Archäologie des pädagogischen Blicks. In: Z.f.Päd. (1996), H. 5, S. 655-664
Mollenhauer, K.: Grundfragen ästhetischer Bildung. Weinheim/München 1996
Nittel D: Die Pädagogisierung der Privatwirtschaft und die Ökonomisierung der öffentlich verantworteten Erwachsenenbildung. In: Z.f.Päd. (1996), H. 5, S. 731-750
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Bibliografische Angaben zu diesem Text:

Peez, Georg: Kinderbilder im Wettbewerb. Zum Umgang mit ästhetischen Produkten von Heranwachsenden innerhalb ökonomischer Verwertungsinteressen. In: Neue Sammlung, Heft 3, 1997, S. 396 – 406