Eine monographische Fallstudie zur ästhetischen Praxis von Laien mit Hilfe des „objektiv-hermeneutischen“ Forschungsverfahrens
Georg Peez
Zusammenfassung
Mit Hilfe des "objektiv hermeneutischen" Forschungsverfahrens wird die Fallstruktur der konkreten Ausformung der Selbstlegitimation einer in ihrer Freizeit bildkünstlerisch tätigen 32-jährigen Teilnehmerin an freizeit- und kunstpädagogisch orientierten Erwachsenenbildungsangeboten dargestellt. Der Sequenzanalyse liegt ein auf eine Impulsfrage antwortendes schriftliches Statement der Teilnehmerin zugrunde. Die ‚artifizielle Selbststilisierung‘ der untersuchten Person ist mittels einer metaphernreichen Sprache von Dissonanzen zwischen einerseits rationalistischen, linearen, mechanisch orientierten Ordnungsversuchen und andererseits leibsinnlichen Selbstbeschreibungen geprägt. Hypothesengenerierend ergibt sich die Ablehnung der Dominanz von hedonistischer freizeitorientierter Unverbindlichkeit des ‚Hobbys‘ Malen und Zeichnen in der Motivationsstruktur der untersuchten Person. Implikationen der Ergebnisse werden am Beispiel subjekttheoretischer Aspekte zum Thema ‚innere Bilder‘ skizziert.1. Allgemeine
Problemstellung und hypothesengenerierende FragestellungWünsche, Motivationen, Verhaltensweisen von Laien, die sich in ihrer Freizeit bildnerisch-künstlerisch betätigen, sind ein fast unerschlossenes Gebiet empirischer Forschung. (1) Noch immer beherrschen subjektive Erfahrungsberichte von Unterrichtenden mit zur Illustration der Berichte eingesetzten Beispielen die insgesamt wenige Literatur zum Thema. Die hier zugrundeliegende hypothesengenerierende Forschungsfrage, die zu erschließende Fallstruktur, ist die Frage nach der konkreten Ausformung und -formulierung von bildungsbiographischen Selbstlegitimationen des eigenen Tuns von in ihrer Freizeit bildkünstlerisch Tätigen innerhalb von Erwachsenenbildungsangeboten. Die Größe der Bevölkerungsgruppe, der in ihrer Freizeit bildnerisch-künstlerisch tätigen Laien beträgt zur Zeit in Deutschland 7,65 Millionen, dies sind 15 Prozent aller Deutschen über 14 Jahren (Nemeczek 1996).
Das Material dieser Studie ist ein kurzer Text bzw. eine Niederschrift einer sich bildnerisch-künstlerisch betätigenden erwachsenen Laienmalerin. (2) Die 32-Jährige äußerte sich schriftlich zur Motivation ihrer bildnerischen Tätigkeit.
2. Methodologische Grundlagen
In nur durch weiterführende Literaturangaben zu legitimierender Kürze wird die hier angewandte qualitative Forschungsmethode der sinnverstehenden Soziologie, die "objektive Hermeneutik", von Ulrich Oevermann zu Beginn der siebziger Jahre entwickelt, "als derzeit reflektiertester und elaboriertester Ansatz innerhalb der deutschen qualitativen Sozialforschung" (Ackermann 1994, 196; vgl. Reichertz 1994, 126) knapp beleuchtet. "Objektive Hermeneutik" geht aus von der Regelgeleitetheit sozialen Handelns und der in dieser Regelgeleitetheit liegenden Sinnstrukturiertheit von sozialen Abläufen (Sutter 1994, 23). Die zugegebenermaßen "befremdliche" (Leber und Oevermann 1994, 384) Bezeichnung "objektiv" führt immer wieder zu Mißverständnissen. Sie nimmt nicht für sich in Anspruch, objektive Ergebnisse zu rekurrieren (wie dies z.B. von Hubig 1985, 335 vermutet wird), sondern die "objektive Hermeneutik" geht davon aus, die Bedeutungsgehalte und Sinnstrukturen ausfindig zu machen, "die sich unterderhand durchsetzen und dem Geschehen ihren Stempel aufdrücken" (Aufenanger, Garz und Kraimer 1994, 227f.). Diese Bedeutungsgehalte und latenten Sinnstrukturen benennt das Verfahren als "objektiv", da nur sie soziale Handlungsabläufe weiter beeinflussen. Sie haben Bestand. Eine soziale Situation und in ihr eingebettete Handlungsabläufe ermöglichen meist verschiedene Lesarten. Eine Lesart ist die intentional bewußte der Beteiligten. Handelt es sich um zwei beteiligte Personen variieren die Lesarten leicht, bei Mißverständnissen schwerer. Solche möglichen Mißverständnisse belegen, daß es mehr als eine Sinnstruktur gibt. Der von den Subjekten bewußt gemeinte Sinn wird dementsprechend als subjektiv-intentional bezeichnet. Seit der Psychoanalyse ist uns klar, daß auch den Beteiligten nicht bewußte Bedeutungsgehalte und Sinnstrukturen wissenschaftlich zu berücksichtigen sind. "Objektive Hermeneutik" versucht, möglichst viele dieser unbewußten Bedeutungsgehalte mittels extensiver Sinnauslegung und einer sequenzanalytischen Vorgehensweise aufzudecken. Ziel ist es, die den Beteiligten selbst nicht oder nur teilweise bewußten Bedeutungsgehalte herauszuschälen, die aber nachweisbar – "objektiv" im oben umrissenen Sinne – die Handlungsabläufe bestimmen und leiten (Liebau 1987, 44f.). Extensive Sinnauslegung bedeutet im Idealfall: Eine Gruppe von Menschen (alle mit der Forschungsmethode vertraut und mit Beteiligung eines Protokollanten) versucht, gemeinsam in Form von Rede und Gegenrede alle erdenklichen Sinnstrukturen eines zu analysierenden Textes zu ermitteln. Die sequenzanalytische Vorgehensweise hat man sich so vorzustellen, daß ein Text Satz für Satz nacheinander analysiert wird. Die Analyse des ersten Satzes ist in der Regel am zeitaufwendigsten, denn die Analysierenden kennen noch nicht den gesamten Text, sondern eben nur den ersten Satz. Dieser erste Satz bietet sehr viele, auch sehr unwahrscheinliche Interpretationsmöglichkeiten. All diese Lesarten müssen zur Geltung kommen können und probeweise an die folgenden Passagen angelegt werden. Satz für Satz lassen sich dann die "latenten Sinngehalte" herausarbeiten, denn der jeweils zuletzt hinzugenommene Satz reduziert die Anzahl der zu Beginn gefundenen Sinnstrukturen immer weiter, bis im Idealfall Sinngehalte gefunden werden, die nur anhand des Textes sinnvoll sind. "Die extensive Fallinterpretation ist bis auf weiteres beendet, wenn die Sinnstruktur plausibel in einer Kernaussage zusammengefaßt werden kann und der Fall zugleich in seiner Besonderheit wie als Ausdruck allgemeiner Strukturbedingungen verstanden ist. Die Auswertung qualitativer Daten zielt auf eine exemplarische Strukturanalyse ab: Die Exemplarik des Einzelfalls, nicht Repräsentativität ist ihr Ziel." (S. Kade 1994, 306) Zur Kritik am Forschungsansatz der "objektiven Hermeneutik" bzw. zu deren Grenzen verweise ich ebenfalls auf die dazu vorliegende reichhaltige Literatur. Es sei lediglich auf den Vorwurf aufmerksam gemacht, die "objektive Hermeneutik" sei ein "elitistisches" Forschungsverfahren, das gleichsam ‚von oben‘ die Analysierten zu reinen Objekten der Wissenschaft degradiere. Die Forschungsobjekte haben somit keinerlei direkten Einfluß auf den Analyseprozeß, wie dies etwa bei pädagogischer Aktionsforschung der Fall ist (Kordes 1984, 185f.). Dieser Vorwurf würde dann durch die Argumentation gekontert, daß diese Kritik durch die romantisch-idealistische Illusion des "Sich-Anschmiegens" an die Beteiligten geprägt sei. Eine solches "Anschmiegen" könnte jedoch wiederum als Trübung der Wissenschaftlichkeit angesehen werden. Denn latente Sinnstrukturen lassen sich eben nur durch Wissenschaftlichkeit, d.h. vor allem Handlungsentlastung, Distanz und Nicht-Betroffenheit rekonstruieren (Liebau 1987, 39; Garz und Kraimer 1994, 12). Zur Auseinandersetzung mit einem zweiten Einwand – , daß Leben sich nicht stromlinienförmig auf "objektive" Sinngehalte reduzieren, gleichsam versteinern lasse, sondern häufig aus Brüchen, Okkasionellem, Absurdem, "Verunreinigungen" und nicht auflösbaren Widersprüchen bestehe , – müßte man intensiv die grundsätzliche Kritik an hermeneutischen Zugangsweisen wiedergeben. Für Oevermanns "tendenziell hermetisch abgeschlossenes Argumentationsmodell" (Liebau 1987, 141; Liebau 1988, 163) konzipiert sich menschliche Praxis als Ausführung wissenschaftlich identifizierbarer Regeln. Als Herausforderung für die (sinnverstehende) Soziologie lassen sich – nach Adorno – jedoch gerade an der bewußten Oberfläche als gebrochen, zufällig und widersprüchlich erscheinende Phänomene durch eine adäquate sinnverstehende Forschungsmethode erkennen und lösen (Haupert 1994, 286ff.). Abschließend ist festzuhalten, daß "objektive Hermeneutik" mit auch in kulturellen und künstlerischen Bereichen genutzten Vorgehensweisen arbeitet: (a) Durch Verfremdung in Form von ‚extensiver Sinnauslegung‘ und ‚künstlicher Naivität‘ (Bahrs u.a. 1994, 248) wird anscheinend Selbstverständliches und Alltägliches problematisiert und neu gesehen. Vertrautes wird fremd. (b) Texte werden ‚auseinandergenommen‘, in Sequenzen ‚zerschnitten‘. (c) Das Ergebnis, der latente Sinn der Texte wird dann durch Rekonstruktion und Reduzierung neu erarbeitet. Anders ausgedrückt, ist der vom zweckgebundenen Handlungsdruck befreite "objektive Hermeneut" das "Medium für das Spiel des objektiven Sinns" (Bude 1994, 118). (d) "Objektive Hermeneutik" ist nach Oevermann keine Methode oder Technik, denn diese würden exakte Interpretationswege vorgeben, sondern sie beruht lediglich auf Regeln, ist eine "Kunstlehre". Der Begriff der "Kunstlehre" impliziert, daß sich das Verfahren nicht operationalisieren läßt, sondern daß es durch einen handlungsentlastenden Umgang mit Symbolen gekennzeichnet ist ("Kunst") und daß es in einer Gruppe über einige "Lehrjahre" hinweg unter Aufsicht eines "Meisters", also durch personalen Kontakt, gelernt werden muß ("Lehre") (Reichertz 1994, 127ff.). An die von Oevermann dargestellten acht Ebenen der "sequentiellen Feinanalyse" (Oevermann et al. 1979, 394ff.; Schneider 1985, 78ff.) sind Interpretierende nicht zwingend gebunden, sie sind lediglich Erinnerungshilfen. Zwar ist die "objektive Hermeneutik" zeitaufwendig, sie läßt sich jedoch – wie in den folgenden Analysen exemplarisch dargestellt – durch das Berücksichtigen von Vorwissen über "interpretative Abkürzungswege" (Haupert 1994, 281) zeitökonomischer gestalten. Die Inanspruchnahme von Vorwissen, z.B. soziodemographische Daten, muß jedoch methodisch kontrolliert erfolgen: "Vorwissen dient lediglich der Generierung von Lesarten, zu deren Ausschluß darf es nicht verwendet werden." (Sutter 1994, 52)
3. Das Textmaterial und dessen Entstehungszusammenhang
Der im folgenden analysierte Text entstand in einer offenen schriftlichen Befragung, die der Autor innerhalb von ihm geleiteter freizeitorientierter Laienkunstkurse durchführte. Den Kursteilnehmenden lag die schriftliche Frage vor "Warum malen bzw. zeichnen Sie gerne?", verbunden mit der Bitte um schriftliche Antwort und dem zusätzlichen Ausfüllen eines Fragebogens zu soziodemographischen Angaben über die eigene Person. (3) Angaben zur Person von Frau H.: weibl., verheiratet, Realschulabschluß, Hausfrau, zwei Kinder, gelernte Krankenschwester, 32 Jahre alt.
"Warum ich gerne male/zeichne.
Wirklich gerne oder weil es mir Spaß machte, hab‘ ich eigentlich als
Kind und Jugendliche gemalt und da sehr, sehr viel (mehr als gespielt). Nach
mehreren Jahren des Vakuums, in denen ich kaum einen Stift anrührte,
drängt es mich innerlich erneut so sehr, daß ich zerplatzen könnte
(in oft unangenehmer Weise).
Ich verarbeite Erlebtes (z.B. den Verlust eines Baby’s) oder Beobachtetes
und Erkanntes (Menschen, Situationen) zu sehr dichten inneren Bildern, die
mich mit solcher Intensität ergreifen und mir dann so wichtig sind, daß
ich sie (1) unbedingt festhalten möchte, sie tatsächlich immer sehen
können möchte (in Form eines Bildes nach außen gebracht);
(2) sie auch anderen zeigen möchte als Mitteilung über mich selbst
(in einem Maß, das verbal nicht möglich wäre), so daß
(3) einzelne möglicherweise davon berührt werden, d.h. etwas in
Schwingung gesetzt wird, was sie in sich selbst wiedererkennen und verdeutlicht
finden.
Die Bilder wären abstrakt mit [ein unleserliches Wort]/verständlichen
Elementen kombiniert. Da mein Anspruch sehr hoch ist, die Spannung groß
und das Können klein, versuche ich mich von den Grundtechniken heranzutasten.
Aus diesem starken Antrieb male/zeichne ich."
4. Zusammenfassung der Ergebnisse der Sequenzanalyse des ersten Absatzes
Prolog
Gemäß dem verwendeten Forschungsverfahren muß zu Beginn
der Analyse die Explikation des Interakt-Kontextes (Frage und Antwort) erfolgen
(Oevermann et al. 1979, 395). Üblicherweise beschäftigt sich "objektive
Hermeneutik" mit verschriftlichten verbalen Interaktionen, meist aus
dem Alltag oder aus Interviewsituationen. Ferner ist jedoch "alles als
Text anzusehen, was symbolische Bedeutung trägt" (Leber und Oevermann
1994, 384f.). Während für die Rechtfertigung der Verschriftlichung
komplexer Alltagshandlungen oft Argumentationen in der forschungsmethodologischen
Literatur zu finden sind, ist im folgenden darzustellen, welche Implikationen
darin enthalten sind, eine schriftliche Frage mit der Bitte um schriftliche
Antwort zu stellen. Die schriftsprachliche Strukturierung von Erlebtem, von
Lebenspraxis, wurde im vorliegenden Fall von Frau H. selbst vorgenommen. Die
Form der untersuchten Interaktion hat spezifische soziale und sozialisatorische
Dimensionen.
(1) Schreiben ist eine i.d.R. bedachte und bewußte Form der Artikulation.
Im Vergleich zum Sprechen erfolgt Schreiben langsam. Geschriebenes wird meist
"im Kopf" formuliert, bevor es zu Papier gebracht wird, was vom
Gesprochenen nicht immer gesagt werden kann. Ein geschriebener Text wird eher
überdacht, abgewogen und komponiert. Die Komplexität von Sprache
– im Sinne von Satzstellung, Wortwahl usw. – wird dem Schreibenden deutlicher
als dem Sprechenden und kann somit bewußter zur Gestaltung genutzt werden.
Dies impliziert aber nicht, daß gesprochenes Wort prinzipiell weniger
aussagekräftig wäre.
(2) Schriftlich Artikuliertes ist manifest und verflüchtigt sich nicht
wie Gesprochenes. Auf Geschriebenes – zumal in Form einer schriftlichen Antwort
auf eine Frage – können sich sowohl Fragender als auch Antwortender detailliert
rückbeziehen. Es ist verbindlich und hat Bestand.
(3) Der Vorgang des schreibenden Ausformulierens persönlicher Befindlichkeiten
und Ansichten ist im Alltag ungewöhnlich. Oft führt man, ob im privaten
oder beruflichen
Bereich, Kontakte (fern-)mündlich. Korrespondenz mit Behörden unterliegt
einer "standardisierten" Sprache. Abgesehen von Postkartengrüßen
aus dem Urlaub sind für die meisten Menschen persönliche Briefe
eher selten. Auch das Tagebuchschreiben erfolgt häufig lediglich in der
Adoleszenzphase. Somit ist im vorliegenden Fall ein Anknüpfen an gewohnte
Situationen aus dem Alltag, in denen Gedanken verschriftlicht werden, als
eher unwahrscheinlich anzusehen. In der Analyse der ersten Textsequenz wird
das Anknüpfen an die Situation des Schulaufsatzes erörtert.
(4) Die analytische Herangehensweise an schriftlich formulierte Texte mag
öfter auf Formen der Interpretation in den Text- und Literaturwissenschaften
zurückgreifen (Soeffner 1979), zumal die Auslegung dieser Texte das traditionelle
Anliegen der Hermeneutik ist (Dilthey 21957, 318ff.).
(5) Sowohl ursprünglich schriftliche als auch verschriftlichte verbale
Sprache ist zum einen das Regelsystem, durch das die Wirklichkeit symbolisch
vorstrukturiert und Bedeutung und Sinn menschlicher Kommunikation konstituiert
wird. Zum anderen ist Sprache ein Ausdrucksmedium. Bei beiden Formen ist die
konsequent sequentielle Bearbeitung ohne weiteres möglich.
(6) Ist – wie im vorliegenden Fall – der der Analyse zugrunde liegende Text
schriftlich verfaßt und kein Protokoll einer Interaktion, so trifft
der häufig zu hörende Einspruch, die partikularisierte unzureichende
Perspektive eines "verkünstlichten" Datenprotokolls werde der
faktischen Kontextualität und Komplexität der Wirklichlichkeit nicht
gerecht (Schneider 1994, 166), hier nicht zu.
(7) Der interpretierte Text ist nicht die Analyse einer alltäglichen
face-to-face-Kommunikation, sondern in oben kurz dargestellter Weise eine
außergewöhnliche abgeleitete Form. Es handelt sich um eine substitutive
Form der Kommunikation, um Kommunikationsinhalte, für die in der Kurs-
und Unterrichtspraxis selten Platz ist. Gewöhnliche Alltagsmuster passen
hier nicht: Es handelt es sich nicht um einen normalen Briefkontakt, nicht
um schriftliches Abfragen von Wissen, nicht um eine therapeutische Interaktion
und auch nicht um eine Befragung zur Berufswahl. Die Situation läßt
sich nicht einordnen und ist hierdurch von Offenheit sowie Unsicherheiten
gekennzeichnet.
"Warum ich gerne male/zeichne."
Die unterstrichene Überschrift erinnerte die Interpretationsgruppe
4 an einen Schulaufsatz, an eine Pflicht- und Aufgabenerfüllung. Frau
H. legt sich auf einen äußeren Impuls hin Rechenschaft ab; nicht
in Form einer Tagebuchaufzeichnung oder poetisch, dafür ist der Satz
zu formal aufgebaut. Neben dem Schulaufsatzkontext könnte der Satz auch
etwa bei einem schriftlichen Quiz, einem Test oder im Rahmen einer Bewerbung
geschrieben sein. Ein solcher Eingangssatz als unterstrichene Überschrift
signalisiert, daß Frau H. wenig schriftliche Äußerungen zwischen
ihrer Schulzeit und jetzt verfaßt habe. (Eine stereotype Schulaufsatzüberschrift
würde lauten: "Wo ich meine Sommerferien verbrachte".) Der
Satz klingt wenig begeistert, schwierig, nicht locker. Das Ungewohnte der
Situation zeigt sich. Ein eigener Antrieb ist nicht oder kaum zu erkennen.
Dieser Eindruck wurde vor allem am Schrägstrich zwischen "male/zeichne
" festgemacht. Frau H. wählt die Form eine bürokratische Form,
was evtl. Distanz zur ursprünglich gestellten Frage signalisiert. Sie
will nicht auf die Differenz zwischen Malen und Zeichnen eingehen (was "und",
"bzw.", "oder" eher andeuten würden). Für sie
ist Malen und Zeichnen sinngemäß Eins. Die Interpretationsgruppe
spielte verschiedene Varianten im Umstellen und Weglassen der Worte durch.
Jedoch würde Frau H. mit einer zu starken Umstellung der gegebenen Ausgangsfrage
wohl tendenziell das Gefragte selbst in Frage stellen.
Das Wort "gerne " wurde durch die Fragestellung vorgegeben. Durch
dieses Wort ist allerdings der Hobbyzusammenhang des Malens und Zeichnens
klar unterstellt. Einem professionellen Künstler würde eher die
Frage gestellt werden: "Warum malen bzw. zeichnen Sie?" Auch in
therapeutischen Zusammenhängen würde das Wort "gerne"
nicht auftauchen. Die Frage setzt bereits voraus, daß Malen und Zeichnen
bei Frau H. zum Vergnügen geschieht. In diesem Wort steckt evtl. das
Problem, gegen das sich Frau H. mit dem Schrägstrich sowie mit der Frageumstellung
zu wehren versuche. Das Wort "gerne" und der Schrägstrich vertragen
sich so nicht und lassen Diskrepanzen nicht ausgeschlossen erscheinen.
"Wirklich gerne oder weil es mir Spaß machte, hab‘ ich eigentlich
als Kind und Jugendliche gemalt "
Durch die Sequenz "Wirklich gerne oder weil es mir Spaß machte,
" wird klar, daß sich Frau H. keinesfalls mit dem in Hobbyhaftigkeit
des Malens und Zeichnens anklingenden "gerne " in der Überschrift
identifiziert. Deutlich sagt sie: "Nun kommt, was ich wirklich mit dem
Begriff ‚gerne‘ verbinde." Frau H. assoziiert mit diesem Begriff etwas,
was sie in der Vergangenheit erfuhr, denn sie spricht nun in der Vergangenheitsform
Imperfekt bzw. Perfekt. Dies deutet eine Abweichung zur Gegenwartsform in
der Überschrift an: "hab‘ ich eigentlich als Kind und Jugendliche
gemalt ". Frau H. malt heute nicht, weil sie es gerne macht, Spaß
ist heute als Erwachsene nicht ihre Motivation.
Mit einer solchen Wendung (vor allem durch das Wort "wirklich ",
aber evtl. auch durch "eigentlich ") kritisiert Frau H. indirekt
aber bestimmt die Ausgangsfrage; d.h. die Verbindung von ihrem Malen und Zeichnen
mit dem Hobbybereich. Sie sagt deutlich: Mit dem "gerne " möchte
ich nichts zu tun haben.
Das Wort "eigentlich " kann unterschiedlich gedeutet werden: (a)
Distanzierung und Abgrenzung zur gestellten Frage, (b) wiederholende Nachdenklichkeit,
die in indirekte Verneinung des gerade Geschriebenen mündet, (c) auf
"eigentlich" läßt sich immer widersprechen; es bedeutet,
Frau H. will sich nicht festlegen.
Die Worte "Kind und Jugendliche " umfassen und verallgemeinern stark
unterschiedliche Alters- bzw. Entwicklungsabschnitte. Diese Verallgemeinerung
mag dadurch motiviert sein, daß sie eine Abgrenzung zum Erwachsensein
anzeigen soll. Das, was früher war, gelte heute nicht mehr. Frau H. spricht
nun nicht mehr vom "Malen/Zeichnen", sondern in der Rückschau
auf Kindheit und Jugend nur noch vom Malen. Dies mag damit zusammenhängen,
daß umgangssprachlich üblicherweise beide bildnerischen Verfahren
nicht getrennt erwähnt werden. Häufig nennen Erwachsene den Vorgang
des Zeichnens "Malen"; Frau H. kennt jedoch den Unterschied aus
eigener Tätigkeit. Eine Unterscheidung ist ihr in diesem Zusammenhang
nicht wichtig.
Im Gegensatz zur formalisierten Sprache der Überschrift, tritt in dieser
Sequenz eine eher mündliche Sprache auf. Ganz deutlich wird dies an "hab‘
". (a) Durch diese eher legere Form macht sich Frau H. "kleiner"
als sie ist. (b) Sie wählt eine persönlich direktere Form, aber
wahrt doch in der vorher besprochenen Überschrift Korrektheit. Evtl.
deutet sie an, daß der folgende Text nun persönlich wird. Die Unsicherheit
im Umgang mit der Situation wird deutlich, indem sie zwischen verschiedenen
Formen der Verschriftlichung ihrer Gedanken "springt".
"und da sehr, sehr viel "
An der Sequenz "sehr, sehr viel " entzündete sich eine
Diskussion, in der vier (sich nicht unbedingt ausschließende, sondern
teils ergänzende) Positionen vertreten wurden. (a) Eine stilisierende
Distanz wird deutlich. Ein etwas abnormes, exeptionelles Selbstbild wird vermittelt.
Die Formulierung deutet an, daß das Geschriebene über einen normalen
Bericht hinausgeht und Momente einer artifiziellen Selbststilisierung enthält.
(b) Eine solche Sequenz benutzt man in der Regel, wenn man etwas über
sich erzählt bekam und nun wiedergibt. Auch Erwachsene würden dies
benutzen, wenn sie in einer alltäglichen Unterhaltung über Kinder
sprechen, da es sich um ein kindlich einfaches sprachliches Mittel der Hervorhebung
eines besonderen Inhaltes handelt. Schriftlich, hochsprachlich wäre eher
die Formulierung "ungewöhnlich viel" angebrachter. Jedoch wird
auch nicht die umgangssprachliche Begrifflichkeit "wahnsinnig viel"
benutzt. Sie ist wohl einem "Aufsatz" nicht angemessen. (c) Die
Sequenz zeigt – im Gegensatz zur artifiziellen Selbststilisierung – an, daß
es sich um das Ergebnis einer längeren, um Neutralität bemühten
Selbstreflexion handelt. Eine gewisse Distanz zum Erzählten ist ersichtlich.
Zu einer solchen Formulierung neige man etwa in einer Selbstanalyse. (d) Eine
Gegenposition zu (c) wurde jedoch auch vertreten: "sehr, sehr "
sei wörtliche Rede und hier schwinge im Rede- bzw. Schreibfluß
noch ein im Prozeß des Sprechens authentisch erfahrenes Staunen mit.
Obwohl sich Annahme (c) und (d) auf den ersten Blick hin zu widersprechen
scheinen, könnte eine Synthese aus (c) und (d) für den Interpretationsversuch
(a), also für die artifizielle Selbststilisierung sprechen. (e) Sicher
ist, daß die Formulierung, wenn auch keine Klarheit, doch zumindest
Entschiedenheit und z.T. auch emphatische Elemente enthält. Die Verdoppelung
eines Wortes ist immer eine einfache und wirkungsvolle Form der Verstärkung.
Isoliert betrachtet, muß die Formulierung aber nicht unbedingt nur Positives,
sondern kann auch Negatives verstärken (z.B. "sehr, sehr schrecklich").
Ein Schwanken zwischen zwei Polen lastet auf der Formulierung. Einige Interpretierende
sahen das "sehr, sehr " tendenziell als "Hilferuf". Das
Wort "viel " kann zum einen qualititativ verstanden werden ("Ich
habe viele Bilder, Berge von Blättern produziert."). Es kann sich
aber auch auf die Zeitdauer des Malens beziehen ("viele Stunden, viele
Tage"). Die tiefe Ernsthaftigkeit der Tätigkeit des Malens und der
Reflexionen, die hiermit zusammenhängen, signalisieren keine entspannende
vergnügte "Hobbymalerei", "Muse" oder gar Überbrückung
von Langeweile. Insgesamt betrachtet, hat der sehr verschachtelte Satz, in
dem zu Beginn Einschränkungen und Ungewißheiten sowie Zurücknahmen
enthalten sind, ein sehr bestimmtes, fast klares vorläufiges Ende.
"(mehr als gespielt)."
Obwohl der Satz bereits nach dem Worte "viel " hätte beendet
sein können, schiebt Frau H. vor dem Punkt noch eine wichtige Sequenz
in Klammern ein. Daß Frau H. hier Klammern statt eines einfachen Kommas
benutzt, zeigt eine Ambivalenz und einen merkwürdigen Bruch in ihren
schrift-sprachlichen Stilmitteln: Normalerweise bieten Klammern die Möglichkeit,
etwas eher Nebensächliches hinzuzufügen. Jedoch ist diese Klammersequenz
eher ein "Paukenschlag" zum Satzende. Die "dramatische Kurve"
des Satzes steigt nochmals stark an. Die Klammern heben hier ihren Inhalt
besonders hervor, ein Komma würde den Inhalt der Sequenz eher anfügend
und unbedeutender wirken lassen. Da es sich bei dem, was in Klammern steht,
um eine Erläuterung des "sehr, sehr " handelt, erhält
die oben geäußerte Annahme eine Bekräftigung, daß Frau
H. so schreibt, wie sie denkt, also additiv: Allerdings nicht unsystematisch
reiht sie einem Schulaufsatz ähnlich Gedanken aneinander.
Frau H. benutzt hier das Wort "mehr ", welches fast ebenso indifferent
wie das Wort "viel " ist. Würde Frau H. eindeutig die zeitliche
Ebene meinen, so hätte sie statt "mehr" "häufiger"
geschrieben. Zwar vertrat die Interpretationsgruppe die Meinung, es müsse
sich hier um eine empirisch falsche Aussage handeln, denn es gäbe keine
Kinder, die mehr malten als spielten; selbst wenn sie mehr als fünf Stunden
am Tage malten. Doch wurde auf Untersuchungen (z.B. Hartwig 1977; Dreidoppel
1977) hingewiesen, daß sehr wohl gerade manche Jugendliche so wenig
sozialen Kontakt haben, daß die Aussage von Frau H. empirisch zutreffend
sein könnte. Würde man zum reinen Malen auch noch das Basteln i.w.S.
hinzuzählen, sei die Aussage gar nicht so unwahrscheinlich, wie sie zunächst
klinge. Kurz wurde spekuliert, ob Frau H. evtl. in ihrer Kindheit und Jugend
ein Krankheitsbild aufgewiesen habe, etwa eine körperliche Behinderung
und deshalb kaum gespielt habe. Da in der "objektiven Hermeneutik"
eher von der Normalität ausgegangen wird, ist bei Frau H. von geistiger
und körperlicher Gesundheit auszugehen, bevor nicht das Gegenteil aus
dem Text (sowie den Angaben zur Person) ersichtlich ist.
Erörtert wurde, ob Frau H. mit "Spielen" die sozialen Kontakte
zu anderen Kindern meint, oder ob das "Einzelspiel" zu Hause für
Frau H. ebenfalls zum "Spielen" zählt. Da Frau H. Spielen in
Kontrast zum Malen setzt, gingen die Interpretierenden davon aus, daß
für Frau H. mit "Spiel" das soziale Spiel gemeint sei. Die
Hypothese , daß die Sequenz "sehr, sehr " eine Selbststilisierung
anzeige, wird nun weiter gestützt, denn Frau H. nimmt eine klare Abgrenzung
von sich selbst zu anderen Kindern und Jugendlichen vor. Bemerkt wurde, daß
sich sowohl "sehr, sehr " und "mehr " also auch "viel
" und "gespielt " reimen. Dies könnte als selbstverständlich
unbewußtes stilistisches Mittel gedeutet werden.
Als Ganzes betrachtet, läßt der erste Satz zwei (Selbstbe-)Wertungsmöglichkeiten
offen: (a) Aus heutiger Perspektive rückschauend sieht Frau H. in ihrer
Kindheit und Jugend die "Malerin" in sich schon früh angelegt.
(b) Oder Frau H. hatte tendenziell schon als Kind und Jugendliche wenig Spaß
am Spielen, dann noch eher am Malen. Aus dieser Not geboren, konnte sie –
angesichts der zunächst als Tatsache zu nehmenden Aussage – schon damals
kaum etwas anderes tun als malen. Würden beide sich zunächst widersprechende
Aussagen zusammengefaßt, dann ergäbe sich die dialektische Figur
der "Selbststilisierung als Opfer", die sich mit einer Aussage wie
"Je tiefer ich im Leid bin, desto besser bin ich" darstellen ließe.
"Nach mehreren Jahren des Vakuums, "
Die Umschreibung "mehrere Jahre " ist wiederum eine sehr vage,
kaum einschätzbare Quantifizierung.
Der Begriff "Vakuum " benennt einen Ort, der – in Anspielung auf
Frau H.s eigene Formulierung – "sehr, sehr leer" ist. Es handelt
sich um einen physikalischen Begriff, der von der Interpretationsgruppe zunächst
mit Nichts, Isolation, Nicht-Empfinden, Energie- und Leblosigkeit sowie Verlust,
ja Tod assoziiert wurde. In einem Vakuum herrscht Unterdruck. Ohne Energie
bzw. "Gewalt" von außen kann jedoch kein Vakuum hergestellt
werden. Die Sequenz läßt zwei unterschiedliche Lesarten offen.
(a) Frau H. fühlte sich in der Zeit nach Kindheit und Jugend, z.B. während
ihrer Berufsausbildung, als lebte sie in einem Vakuum. (b) Das Vakuum war
in dieser Zeit in Frau H. selbst.
Die Interpretationsgruppe spielte durch, den Begriff "Vakuum " durch
Begriffe wie "Leere", "Unterbrechung" oder "Pause"
zu ersetzen. Jeder Ersatzbegriff hat jedoch eine andere Bedeutung, die keinesfalls
die des "Vakuums" trifft. So ist etwa "Pause" emotional
zu neutral und zu stark auf den Zeitablauf bezogen. An diesem Punkt der Interpretation
ist es sinnvoll, eine Beziehung zu Frau H.s Beruf "Krankenschwester",
wie sie ihn nennt, herzustellen. In diesem Beruf wird u.U. öfter mit
einem Vakuum gearbeitet, etwa bei der Drainage einer Zyste oder bei Infusionen.
Dieser berufliche Zusammenhang mag vorläufig erklären, warum Frau
H. dieses ungewöhnliche sprachliche Bild benutzt. In diesem Kontext ist
ein Vakuum im Grunde ein Werkzeug, das hilft, etwas in Bewegung zu setzen,
etwas "herauszubekommen".
Ein Unterdruck kann nur von außen aufgelöst werden. Ein Vakuum,
obwohl hermetisch abgeschlossen, wartet – zumal wenn es als Werkzeug benutzt
wird – sozusagen auf seinen Ausgleich, auf sein Ende. Das Wort vermittelt
eine extreme Spannung zwischen ungleichen Verhältnissen inner- und außerhalb
des Vakuums. Da der Satz mit "Nach " beginnt, macht Frau H. schon
von Anfang an deutlich, daß es diesen Druckausgleich gab, bzw. daß
sie ihn im folgenden evtl. beschreiben wird.
"in denen ich kaum einen Stift anrührte, "
Überraschenderweise spricht Frau H. nun nicht vom Pinsel – vorher
war ja vom Malen die Rede gewesen – , sondern von einem "Stift ".
Also scheint ihr offensichtlich Malen und Zeichnen – wie bereits in der Überschrift
angedeutet – eins zu sein.
Wieder wählte Frau H. mit dem Wort "kaum " eine sehr unklare
Bezeichnung. "Kaum " kann nicht einfach durch "selten"
ersetzt werden, denn "selten" hat einen deutlicheren Zeitbezug als
"kaum ".
"drängt es mich innerlich erneut so sehr, "
Nach dem Bild des Vakuums beschreibt Frau H. nun fast das Gegenteil und
zwar einen überdruckähnlichen innerlichen Drang. War im Vakuum ein
Nichts bzw. ein Unterdruck beschrieben, der auf Ausgleich wartet, so wird
nun das Bild gezeichnet, es sei etwas eingeschlossen, das ebenfalls auf seinen
Ausgleich, in diesem Falle auf den "Ausbruch" wartet. Dieser unerwartet
schnelle Wechsel der sprachlichen Bilder in ihr Gegenteil dynamisiert die
Dramatik des Textes.
Mit der kurzen, umgangssprachlich üblichen Ausdrucksweise "es drängt
mich" benutzt Frau H. ein sprachliches Bild, mit dem sie etwas in sich
selbst meint, das sie aber nicht selbst in Person ist. Das Neutrum "es
" ist gemäß unterschiedlicher psychologischer Theorien ein
neben der bewußten Persönlichkeit existierender anderer relativ
autonomer und selbständiger Bereich der Gesamtpersönlichkeit. Gemäß
einer "Schichttheorie der Persönlichkeit" ruht der bewußte
Teil auf dem unbewußten "Es", das Triebe, verdrängte
Vorstellungen und Affekte umfaßt. Fiedrich Nietzsche benannte diese
"dunkle geheimnisvolle Teilpersönlichkeit" als erster mit "Es"
(Lischke 61988, 524ff.). Nach traditioneller psychoanalytischer Auffassung
ist das "Es" der ins Somatische geöffnete Ort der Leidenschaften.
"Es" ist der Ort von sich bekämpfenden Eros und Todestrieben.
Es kann nach diesem populärwissenschaftlich sehr bekannten Konstrukt
des Unterbewußten die bewußten Anteile der Persönlichkeit
bedrohen.
Die Ausdrucksweise "es drängt mich" wird durch die drei Zusätze
"innerlich ", "erneut"
und "so sehr " näher umschrieben. Das Wort "erneut "
zeigt an, daß dieser Zustand im Leben von Frau H. früher schon
einmal bestand. Hier kann es sich wohl nur um die Kindheit und Jugend handeln.
Mit der Wiederverwendung des Wortes "sehr " in "so sehr "
wird formal ein inhaltlicher Bezug zu dem vorhergehenden "sehr, sehr
" geschaffen.
Wurde oben noch die Variante erwogen, Frau H. könnte sich wie in einem
Vakuum lebend fühlen, so wird nun wahrscheinlicher, daß das Vakuum,
von dem sie vorher sprach, in ihr herrschte. Zum Begriff "innerlich ":
Zusammengefaßt beschreibt Frau H. ihre inneren Druck- bzw. Spannungszustände:
In Kindheit und Jugend war in ihr ein starker Überdruck vorhanden, der
sich mit anormaler Intensität im Malen entlud. In der folgenden Zeit
von "mehreren Jahren " herrschte in ihr ein extremer Unterdruck,
in dem absolut nichts vorhanden war. Im Augenblick steht Frau H. wieder unter
starkem Überdruck. Ein neutraler ausgeglichener Zustand wird von Frau
H. nicht erwähnt. Wichtig für diese Zustände ist, daß
sowohl das Vakuum von außen hergestellt werden muß – ein Vakuum
kann sich nicht selbst herstellten – , so wie auch der innere Drang von einem
"es " herrührt. Mit ihren inneren Druckzuständen ist Frau
H. also "Spielball" "fremder Mächte", die sie evtl.
durch Legitimations- und Ordnungsbemühungen im Bild der Druckzustände
einzudämmen versucht. Sie kann diese Mächte nicht selbst kontrollieren
und bestimmen.
Durch das "so sehr " baut Frau H. eine Dramaturgie im Satz auf,
die die Leserin / den Leser darauf gespannt macht, welchen Vergleich Frau
H. nun zu ziehen beabsichtigt. Der Satz kann hier nicht abbrechen, sondern
steuert einem Höhepunkt zu.
"daß ich zerplatzen könnte "
Dieser Höhepunkt ist das Zerplatzen. Bildlich vorgestellt und wörtlich
genommen: Wenn ein Mensch wegen Überdruck zerplatzen würde, dann
würde dies den Tod bedeuten. Zwei relativierende Einschränkungen
gibt Frau H. jedoch: (a) Sie schreibt im Konjunktiv "könnte ".
So wird der erwartete dramatische Höhe- und Schlußpunkt des Satzes
durch den Konjuktiv abgeschwächt. (b) Irgendetwas – die Annahme, daß
dies Malen oder Zeichnen wäre, ergibt sich nicht aus dem Text – verhilft
Frau H. zumindest zum Teil zu einem Ausgleich des Überdruckzustandes.
Die Redewendung, man könne innerlich zerplatzen (Modell: Dampfkessel),
ist umgangssprachlich am geläufigsten in Situationen der Neugierde, in
denen etwas sehr spannend ist; in dem Sinne von "Ich könnte vor
Neugier platzen". Eventuell ist mit dieser Neugier das "es "
gemeint. Folgt man dieser Interpretation, steckt in Frau H. etwas ihr Unbekanntes,
das von ihr erforscht werden muß, was in ihr eine starke Neugier und
starken Überdruck erzeugt. Durch die Erforschung vermindert sich zugleich
der Druck.
"(in oft unangenehmer Weise). "
Ganz deutlich macht Frau H. nun zum Abschluß des zweiten Satzes
und zum Ende des ersten Absatzes ihres Textes, daß es sich trotz der
Parallele zum Überdruckzustand in Kindheit und Jugend heute keinesfalls
um ein gutes Gefühl handelt, das durch diesen Zustand erzeugt wird. Zwar
war der "Spaß " am Malen in Kindheit und Jugend durch das
"eigentlich " im ersten Satz evtl. eingeschränkt worden (s.o.),
doch "gerne " deutete an, daß Malen zumindest positiv besetzt
war. Nun spricht Frau H. vom Jetzt und sie argumentiert bzw. beschreibt ihr
Gefühl auf einer anderen Referenzebene als noch im ersten Satz. War im
ersten Satz der Bezug noch die Frage mit ihrem irritierenden Begriff "gerne
" und bezog sich das Gefühl "Spaß " auf das Malen,
so bezieht sich das "unangenehme" Gefühl im zweiten Satz nicht
mehr auf die bildnerische Tätigkeit Zeichnen oder Malen, sondern auf
ihr bildliches Körpergefühl des Überdrucks. Die bildnerische
Tätigkeit bleibt unerwähnt.
Die Sequenz "(in oft unangenehmer Weise). " hat etwas Unpassendes
in diesem Zusammenhang der verschiedenen existentiellen Druckzustände.
Denn "unangenehm " dürfte wohl eine zu schwache Aussage über
den Gefühlszustand in solchen Druck- und Spannungsverhältnissen
sein. "In oft schmerzlicher Weise" wäre adäquater. Warum
verwendet Frau H. diese unpassende Begrifflichkeit? Frau H. verharmlost hier
ihre eigene Dramatik und zieht sie fast ins Lächerliche.
Wie schon den ersten Satz, beschließt sie auch den zweiten Satz mit
einer Sequenz in Klammern. Wuchs im ersten Satz die Dramatik durch die Sequenz
"(mehr als gespielt)."
noch an, so ist hier eindeutig eine Zurücknahme der Dramatik zu konstatieren.
Diese Zurücknahme der Dramatik läßt sich (a) in der Möglichkeitsform
"könnte ", (b) in der zeitlichen Relativierung "oft "
sowie (c) in dem unpassenden Wort "unangenehm" festmachen. Die ständigen
Schwankungen zwischen eindeutigen, ja übertriebenen Aussagen einerseits
und Unsicherheiten, ja Zurücknahmen andererseits, werden somit durchgehalten.
Es scheint so, als kämpften hier verschiedene Tendenzen in Frau H.
5. Zusammenfassende Überlegungen zum gesamten Text von Frau H.
Hiermit sei die ausführlich wiedergegebene Sequenzanalyse nicht nur
aus Platzgründen abgebrochen. Denn gemäß der "objektiven
Hermeneutik" ist auf die grundsätzlich große Bedeutung von
Eingangssequenzen hinzuweisen; sei es im Interview, im Gruppengespräch
oder in einem solchen selbst verfaßten Text. Was auf den ersten Blick
als wenig bedeutend erscheint, ist jedoch von großer Wichtigkeit. Die
"eigentlichen" inhaltlichen Aussagen des Textes folgen ja noch,
in denen Frau H. knapp eine Wahrnehmungstheorie ("Erlebtes (…,)
Beobachtetes und Erkanntes ") sowie eine ästhetische Theorie (Symbolisierungs-,
Kommunikations- und Katharsisaspekte künstlerischer Tätigkeit) umreißt.
Folgende Elemente schälen sich nach extensiver Sequenzanalyse bereits
heraus:
(a) die Selbstbeschreibung der Leiblichkeit von Frau H. durch mechanische
Vorgänge;
(b) die Dissonanzen / Spannungen zwischen Schulaufsatzstil, fast wörtlicher
Rede und (populär-) wissenschaftlichen Elementen. (Ein deterministisches,
an der traditionellen Physik angelehntes Wahrnehmungsverständnis, aber
auch die im weiteren Text an der Romantik orientierten kunst- und sprachtheoretrischen
Aspekte werden von Frau H. abwechselnd herangezogen.)
(c) Mechanische und rationalistische Bilder und Ordnungsversuche dominieren.
(d) In ihrer Suche nach Ordnung und Rechtfertigung für sich selbst und
den Leser, schwankt Frau H. Dies drückt sich in unklaren Begriffen, Widersprüchen
und nicht
durchgehaltenen Bildern aus. Ihre Ordnung ist nicht systematisch durchdrungen,
sondern eher situativ und additiv.
(e) Frau H. hat keinen Selbsterfahrungsanspruch, der sich aus der Praxis ihrer
bildnerischen Tätigkeit speist, sondern einen hohen Systematisierungs-
und Ordnungsanspruch, mit dem sie sich selbst unter Druck setzt (sie würde
wohl sagen: unter Druck gesetzt wird). Nimmt man den weiteren Text hinzu,
so läßt sich in aller Kürze sagen: Dieser Druck behindert
sie in ihren bildnerischen Zielvorstellungen. Ihr Ziel ist der Ausgleich des
inneren Überdrucks und – wie am Ende des Textes deutlich wird – "abstrakte
Bilder mit verständlichen Elementen" zu malen. Dieses hoch gesteckte,
nach strengen Ordnungsversuchen recht klare Ziel sieht Frau H. für sich
aber als nicht erreichbar an, denn sie schreibt – wie so häufig im Text
– im Konjunktiv "wären ".
Ihre anspruchsvollen, komplexen Theorieelemente halten sie u.a. von Spontaneität
und wohl auch, abgesehen von der Kindheit, von der Malerei ab. Der Ausgleich
ihres Spannungszustandes ist im Grunde nur theoretisch möglich, praktisch
aber unerreichbar. Dies ist ihr Dilemma.
Hier zeigt sich ein die Moderne prägender Individualitätstypus (mit
lutherisch-protestantischen Wurzeln), den der Soziologe Soeffner als "extensive"
und "spekulative Selbsttheoretisierung" der Subjekte bezeichnet
(Soeffner 1992, 74). Besonders deutlich wird das Merkmal, praktisches Handlungsinteresse
dem Primat des "unpraktischen Erkenntnisinteresses" zu unterstellen
"am Paradox der vorzeitigen Handlungslegitimation" sichtbar: "In
der spekulativ-selbstreflexiven Einstellung des mit sich selbst kommunizierenden
Ichs geht die Handlungsrechtfertigung dem Handeln im Prinzip voraus. Die Gesinnung,
aus der heraus das Handeln letztlich allein gerechtfertigt werden kann, muß
hergestellt sein, bevor gehandelt werden darf. Da jedoch für den hier
beschriebenen Individualitätstypus die Bedeutung (…) der Gesinnung
als ‚innerem Handeln‘ liegt, wird die ‚äußere‘ Handlung verzichtbar.
Das Individuum verharrt in der Pose der Selbst- und Fremdbeobachtung. Nach
‚außen‘ geht lediglich ein öffentlich sichtbares Gesinnungssignal
(…)." (Soeffner 1992, 74)
6. Vorläufige hypothesengenerierende Folgerungen sowie weiterführende Forschungsfragen
Folgerungen aus Sequenzanalysen ermöglichen differenzierte Blickrichtungen
und Einsichten von unterschiedlichen Punkten aus auf den in der Eingangsfrage
dargestellten Komplex:
6. 1 Latente Spannungszustände innerhalb einer Person, deren Konstitutionen,
deren bildungsbiographische und deren formbildende Aspekte lassen sich nicht
nur anhand von Bild- bzw. Werkanalysen – also dem traditionellen Mittel kunstwissenschaftlicher
und kulturpädagogischer Forschung – , sondern auch mit Hilfe von Texten
und Sprache durch die Analyse mittels der "objektiven Hermeneutik"
nachweisen und kategorisieren.
6. 2 Die Verwendung vieler Bilder als sprachliches Ausdrucksmittel korreliert
mit der Absicht, Bilder malen zu wollen. Ein Denken und Mitteilen in Bildern
ist stark ausgeprägt. Die "sehr dichten inneren Bilder" stauen
sich und entladen sich (auch) im Schreiben. Zu einer weitergehenden Forschung
zum Themenkomplex "innere Bilder" müßten unterschiedliche
philosophische und psychologische Theoriepositionen herangezogen werden. Laut
subjekt-theoretischer Perspektive sind die "inneren Bilder" sowohl
biographisch-lebensgeschichtlich als auch kulturell determiniert. Beide Faktoren
verschmelzen u.a. durch ihre Leibgebundenheit. Eine mehr oder weniger große
Anzahl "innerer Bilder" ist allen Menschen zugänglich; den
mißverständlichen Bildbegriff vermeidend und korrekter formuliert
handelt es sich um Darstellungen und Beschreibungen von Vorstellungen. Wiedergegeben
werden sie von uns in der Regel jedoch nur durch verbal-sprachliche Äußerungen,
welche die Urerfahrungen notgedrungen stark verzerren (Loer 1994, 377). Hier
besteht Anlaß zu begründeter Hoffnung, daß es bildnerische
Realisationsmittel erlauben, "den Horizont der gegenwärtigen Erfahrung
auf jenen in der frühen Erfahrung gestifteten Fundus hin zu erweitern.
Dieser ist von einer so ausschließlichen Reichhaltigkeit, daß
kaum jemals eine ihn erschöpfende Explikation möglich sein wird"
(Loer 1994, 377). Ästhetische Praxis – sei es u.v.a. Malen, Zeichnen,
Formen oder Schreiben – verbindet als Handlungsmedium die Welt- bzw. Erfahrungskonstruktion
mit der Welt- bzw. Erfahrungsrekonstruktion.
6. 3 Die vermischte Internalisierung und Wiedergabe von aus der Wissenschaft
"abgesunkenen" populärwissenschaftlichen Erkenntnissen in die
Persönlichkeitsstrukturen ist ein individuell differenzierter Vorgang,
der es sehr lohnend erscheinen läßt, nachgezeichnet zu werden,
um Menschen in ihrer eigenen konstruierten Lebenswelt bzw. Wirklichkeit besser
verstehen zu können. Im Fall von Frau H. handelt es sich hauptsächlich
um aufklärungsorientierte, aber auch um romantische sowie (wahrnehmungs-)
psychologische, kommunikationstheoretische und an älteren linearen Reiz-Reaktionsschemata
orientierte Darstellungen. Daß solche Ordnungs- und Legitimationsbemühungen
durch die Wiedergabe populärwissenschaftlicher Erkenntnisse eher behindernd
als fördernd wirken könnten, ist zumindest im Falle von Frau H.
als Hypothese anzunehmen und wird durch die Untersuchungen Soeffners gestützt
(Soeffner 1992) gestützt. Weitere Aufschluß gebende, auf kulturelle
Bildung bezogene Forschung ist in Arbeit.
6. 4 Zur Interaktionsstruktur des Teilnehmerinnen-Leiterverhältnisses
lassen sich vorläufige Aussagen machen, die in ihrer Bedeutung über
den konkreten Einzelfall (Frau H. – G. Peez) hinausgehen. So ist eine vorsichtige,
aber bestimmte Auflehnung von Frau H. gegen die von G. Peez unbewußt
vorgenommene Engführung des Laienmalens und -zeichnens als Vehikel, um
Spaß und Vergnügen zu erreichen, mit dem Wort "gerne"
in der Ausgangsfrage als Hypothese zu konstatieren. Weiterführende Forschungsfragen
wären, inwieweit diese Engführung auch das Kursgeschehen allgemein
bestimmt. Findet etwa eine Unterforderung zumindest mancher Teilnehmerinnen
und Teilnehmern statt, weil ihnen von den Leitenden verallgemeinerte Freizeit-
und Kompensationsinteressen "untergeschoben" werden? Lassen sich
Laienmalerinnen und -maler durch äußere Kriterien, wie fehlende
Ausbildung und Ausübung der bildnerischen Tätikeit in der Freizeit,
wirklich so über einen Kamm scheren, wie dies in der Literatur meist
geschieht? Es sind innovative Kategorien und Motivationsschemata zu bilden,
die das Feld aufgrund intensiver Untersuchungen ausdifferenzieren und ihm
somit gerechter werden.
Anmerkungen
1 Ausnahmen
mit ganz unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten und Herangehensweisen bilden
folgende Veröffentlichungen der letzten Jahre: Wübbena 1992; Winzen
1993; John-Winde und Roth-Bojadzhiew 1993.
2 Zur ausführlichen Begriffseingrenzung des Laienmalers bzw. der Laienmalerin
vgl. Peez 1994, 60ff. Es handelt sich hierbei um eine wertfreie Bezeichnung,
die sich innerhalb der kulturellen Erwachsenenbildung etabliert hat (vgl.
ebenfalls Wübbena 1992, 17ff.)
3 Die Rücklaufquote der soziodemographischen Fragebögen lag bei
80 % (102 Stück von 127 Teilnehmerinnen und Teilnehmern insgesamt). Bei
den Antworten bzw. selbstverfaßten kurzen Texten lag die Rücklaufquote
bei 36 % (37 Stück). Die Texte wurden handschriftlich verfaßt.
Die Orthographie der Texte wurde bei der Eingabe in ein Textverarbeitungsprogramm
unverändert übernommen. Entgegen der üblichen sozialen Referenzebene
der ‚objektiven Hermeneutik‘, nämlich "hybriden, kleinen oder diffus
strukturierten sozialen Systemen" (Schneider 1994, 156), wie Familien,
Schulklassen, Kollegengruppen, ist meine Referenzebene die einzelne Person.
4 Ich danke den Teilnehmenden am Doktorandenkolloquium bei Prof. Dr. Adelheid
Staudte am Institut für Kunstpädagogik der J. W. Goethe-Universität,
Frankfurt / M. für die Mitarbeit an der Interpretation des Textes sowie
für Anregungen in grundsätzlichen Diskussionen zum Forschungsverfahren.
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Jahren". Lebensgeschichte in standardisierter und biographischer Befragung.
In: Garz, Dieter und Klaus Kraimer, Hg., Die Welt als Text, Frankfurt a.M.,
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1993: Bildnerisches Laienschaffen. Eine empirische Untersuchung am Beispiel
von Laienmalerinnen und Laienmalern zwischen Ems und Jade. Oldenburg
Bibliografische Angaben zu diesem Text:
Peez, Georg: „Nach mehreren Jahren des Vakuums …“. Eine monographische Fallstudie zur ästhetischen Praxis von Laien mit Hilfe des „objektiv-hermeneutischen“ Forschungsverfahrens. Zeitschrift für Biographieforschung und Oral History „BIOS“, Nr. 1, 1997, S. 85 – 99