Rezension von Dr. Barbara Bader zu: Peez, Georg (Ed.): Art Education in Germany. Münster (Waxmann Verlag) 2015 |
Art Education „Made in Germany“ – erstmals in englischer Sprache
Bei diesem Sammelband handelt es sich nicht einfach um eine weitere Überblicksdarstellung der historischen und aktuellen Kunstpädagogiklandschaft Deutschlands. Es ist die erste – und längst überfällige – Publikation dieser Art, die sich explizit an ein nicht-deutschsprachiges Publikum richtet. Motiviert von der zunehmenden Internationalisierung des Bildungswesens hat das in Englisch publizierte Buch zum Ziel, einer internationalen Leserschaft die Art Education „Made in Germany“ in ihrer Vielgestaltigkeit vor dem Hintergrund ihrer historischen, philosophischen, sozio-kulturellen und institutionellen Bedingtheiten näher zu bringen und damit erstmals eine Brücke zu schlagen zwischen der lokalen und der globalen Situation des Fachs. Der Band vereint ausgewählte Beiträge deutscher Kunstpädagogen und -didaktikerinnen, die zwischen 2007 und 2012 auf dem Schroedel Kunstportal publiziert und jetzt im Waxmann Verlag und übersetzter Form neu aufgelegt wurden. Damit wird ein solider Einblick in die innerdeutsche Fachdebatte und -entwicklung der vergangenen Jahre gewährt. Das Werk thematisiert anhand sorgfältig ausgewählter Beispiele auch die Situation der Kunstpädagogik im schulischen und außerschulischen Kontext sowie im medialen Raum; des Weiteren zeigt es Horizonte und Perspektiven des Fachs auf und schließt mit einer Kurzübersicht zu den wichtigsten Organisationen, Publikationen und Ressourcen. Bedauerlich, dass die einzelnen Beiträge zwar über setzt, inhaltlich aber von den Autorinnen und Autoren nicht auf ein internationales Publikum hin überarbeitet und damit anschlussfähig gemacht wurden. Es ist anzunehmen, dass die Darstellungen der deutschen kunstpädagogischen Gemengelage nicht-deutschsprachige Adressaten dann besonders relevant sind, wenn sie nicht isoliert aus der Binnenperspektive präsentiert, sondern mit Blick auf den internationalen Kontext vermittelt werden. Mindestens punktuell wäre eine Anbindung an den internationalen Diskurs wünschenswert: etwa mit exemplarischen Querbezügen zu (Schul-) Systemen, Fachverständnissen und -geschichten, Publikationen, Lehrerbildungsinstitutionen oder Forschungstraditionen anderer Länder und Kulturräume. Auch für das deutschsprachige Publikum wären gerade solche Perspektivenwechsel und Seitenblicke aufschlussreich und spannend zu lesen.
Dennoch erfüllt der Band sein Ziel, die Kunstpädagogik(en) Deutschlands wertzuschätzen und gleichzeitig einen ersten Schritt in Richtung internationaler Anschlussfähigkeit herzustellen. Nicht-deutschsprachigen Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern oder Lehrenden, die für einen Forschungsaufenthalt, ein Gastsemester oder ein Praktikum nach Deutschland reisen, sei Art Education in Germany als Einstiegslektüre empfohlen.
erschienen in: Kunst+Unterricht, Heft 397 398 2016, S. 82