Rezension von Dr. Barbara Bader zu: Peez, Georg (Hg.): Kunstunterricht – fächerverbindend und fächerüberschreitend. Ansätze, Beispiele und Methoden für die Klassenstufen 5 bis 13. München (kopaed) 2011 |
Ob die Integration von Kunst und Design in grössere Fächerkonglomerate das Kunstfach an Schulen schwächt oder stärkt, ist umstritten. Während die Einen den Synergieeffekt beschwören, befürchten andere die Verwässerung fachspezifischer Inhalte und Zielsetzungen. Georg Peez’ jüngste Publikation „Kunstunterricht – fächerverbindend und fachüberschreitend“ bringt mit seiner theorie- und fachbezogenen Diskussion Klarheit in die fachdidaktische Nebelzone des interdisziplinären Unterrichts. Als Grundtenor geht aus dem Buch hervor, dass das Fach nur dann von der Interdisziplinarität profitiert, wenn es hierbei zugleich sein eigenes Profil schärft (S.12).
Begriffliche Klärungen sowie politische und historische Ausführungen zur Interdisziplinarität an Schulen dominieren die Einführung, wobei ästhetische Weisen der Weltzuwendung als grundsätzliches Prinzip des Lehrens und Lernens verstanden werden (S.17). Eine vertiefte historische Herleitung und Diskussion verschiedener Interdisziplinaritätsprämissen und -praktiken in den Künsten folgt im Schlusskapitel (S.169ff). Diese beiden Beiträge von Georg Peez fassen als notwendige inhaltliche und theoretische Klammer die heterogenen Beiträge von Lehrpersonen ein, welche den Hauptteil der Publikation ausmachen.
Dieser besteht aus einer Vielzahl an Beispielen der drei zentralen Formen interdisziplinären Unterrichts auf den Jahrgangsstufen 6 bis 13: erstens fächerverbindender Unterricht (Zwei-Fach-Modell), zweitens fächerüberschreitender Unterricht, in welchem im Kunstunterricht Aspekte aus anderen Fächern thematisiert werden (Ein-Fach-Modell), und drittens projektartiger Kunstunterricht der mit mehreren anderen Fächern kombiniert wird (Drei-plus-Modell). Diese in vorliegendem Beitrag einzeln zu besprechen ist leider nicht möglich. Interessanter als die eigentlichen Unterrichtsbeispiele, die nicht als rezeptartige Handlungsanleitungen gedacht sind, lesen sich sowie die Vorüberlegungen und Fazite der Lehrpersonen als reflektive Praktiker/innen. Zusammen genommen wird hier in bester Manier pädagogische Aktionsforschung betrieben. Indem Wissenschafter und Pädagog/innen von der Planungsphase über die Durchführung und Auswertung bis hin zur Publikation der Forschungsergebnisse als Kollektiv die Frage nach den der Interdisziplinarität im Kunstunterricht kritisch bearbeiten, gelingt es, das komplexe Thema einfach nachvollziehbar, aber niemals simplifizierend, zu strukturieren.
erschienen in: BÖKWE, Fachblatt des Berufsverbandes Österreuchischer Kunst- und WerkerzieherInnen, Nr. 4 / 2011, S. 27-28