Rezension von Dr. Sara Burkhardt zu: Peez, Georg (Hg.): Beurteilen und Bewerten im Kunstunterricht. Modelle und Unterrichtsbeispiele zur Leistungsmessung und Selbstbewertung. Seelze-Velber (Kallmeyer Klett) 2008 |
Wie kann und sollte im heutigen Kunstunterricht bewertet und benotet werden? Georg Peez, Herausgeber des Bandes, nähert sich einer Antwort mit Hilfe einer Fülle von Beispielen unterschiedlicher Autorinnen und Autoren, die Bewährtes und Innovatives aus der schulischen Praxis ab Klassenstufe 3 vorstellen.
Peez strukturiert diese Fülle anhand von Vorgehensweisen wie der Schaffung von Transparenz durch Klärung der Beurteilungskriterien, Bewertungen im offenen Unterricht und konstruktivistischen Perspektiven. In einem weiteren Kapitel erfolgen ein kritisches Hinterfragen von Beurteilungskategorien sowie den Band abschließend Studien und Befunde aus der Forschung. So kann sich der Leser orientieren, je nachdem mit welchem Anspruch er an die Lektüre geht oder welche Erfordernisse er für seinen Unterricht hat. Kurze Zusammenfassungen am Anfang eines jeden Textes ermöglichen weitere Orientierung, die meisten Texte schließen mit einem Literaturverzeichnis ab.
In einer umfassenden Einführung in die Thematik betont Peez, wie wichtig eine Beurteilung für die Entwicklung des ästhetischen Urteilvermögens von Kindern und Jugendlichen sei. Und er setzt die Beurteilung und Bewertung in direkten Bezug zur Qualität des Unterrichts – denn der eigene Unterricht und die Leistung des Lehrenden sei die Grundbedingung für jegliche Bewertungsprozesse und bedürfe ständiger Reflexion.
Anhand von Arbeitsbögen, Listen, Kriterienkatalogen und Tabellen gelingt es den Autorinnen und Autoren größtenteils, die Hilfestellungen zur Bewertung von den recht umfangreich beschriebenen Unterrichtsbeispielen abzulösen. So kann der suchende Leser zum einen Anregungen zur Lösung von Benotungsproblemen und Kopiervorlagen finden, kann aber auch anhand von Fallbeispielen oder theoretischen Ausführungen tiefer in die jeweilige Problematik eindringen. Vorschläge zur Beurteilung werden diskutiert und tradierte Methoden innovativen Versuchen gegenübergestellt. Gerade die Schwierigkeit, bei freieren Aufgaben bzw. Projektunterricht eine den Lernenden und ihren Arbeitsprozessen angemessene Beurteilungsform zu finden, wird anhand unterschiedlicher Herangehensweisen thematisiert. Die Vorschläge reichen dabei von Projektdokumentationen über Portfolio-Methoden bis hin zu individuellen schriftlichen Rückmeldungen.
Der Band ist nicht nur eine hilfreiche Handreichung zur Bewertungspraxis sondern erweitert die Perspektive anhand von Blicken in die Nachbarländer, in die Forschung oder die historische Entwicklung der Beurteilung und Benotung im Kunstunterricht. So ermöglicht er auch ein tieferes Eindringen in diese doch tendenziell zunächst nüchtern wirkende Thematik, jenseits von Evidenzurteilen und subjektiven Geschmacksurteilen.
erschienen in: Kunst+Unterricht, Heft 327/328 / 2008, S. 87-88