Rezension von Dr. Thomas Michl zu: Peez, Georg (Hg.): Kunstpädagogik und Biografie. 52 Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern erzählen aus ihrem Leben. Professionsforschung mittels autobiografisch-narrativer Interviews. München (kopaed) 2009

Rezension von Dr. Thomas Michl zu:

Peez, Georg (Hg.): Kunstpädagogik und Biografie. 52 Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern erzählen aus ihrem Leben. Professionsforschung mittels autobiografisch-narrativer Interviews. München (kopaed) 2009

Spannende Lebensläufe
Über 50 Studierende der Universität Duisburg-Essen gingen unter der Leitung von Georg Peez verschiedenen Forschungsfragen zum Thema „Kunstpädagogik und Biografie“ nach, wie z.B. den Verbindungen zwischen der Biografie der Kunstlehrenden mit ihrer Berufswahl und -ausübung oder eventuellen Prägungen durch Eltern, Geschwister und weitere Familienangehörige. Das vorliegende Buch ist im Rahmen des hochschuldidaktischen Konzeptes des „Forschenden Lernens“ (S. 34) entstanden. Die Erhebung erfolgte durch autobiografisch-narrative Interviews, in denen 52 Kunstpädagoginnen und -pädagogen zwischen 29 und 66 Jahren überraschend offen aus ihrem Kunstlehrerleben erzählten. Die Interpretationen wurden von drei verschiedenen Auswertungsstrategien geleitet. Das Textmaterial wird sehr anschaulich von einer weiteren Materialform komplettiert, nämlich Gegenständen aus dem Lebenslauf, über die die Befragten „in Bezug auf das Interview-Thema sprechen“ sollten (S. 762). Meist bringen diese Gegenstände die berufsbiografischen Prägungen visuell sehr treffend auf den Punkt. Die Interpretationen gliedern sich in Einzelfallauswertungen sowie in vergleichende, verallgemeinernde Deutungen. Obwohl die Lebensläufe sehr individuell sind, ergeben sich bei dieser großen Anzahl dennoch Ähnlichkeiten, Parallelen und Muster.
Der Wert des Buches, das in zwei Fassungen – mit und ohne CD-ROM – erhältlich ist, zeigt sich (1.) im Rahmen der kunstpädagogischen Professionsforschung: Der Beruf Kunstlehrer/in wird hier erstmals biografisch umfassend dokumentiert und untersucht. (2.) Der hochschuldidaktische Wert liegt in der immensen Fülle relevanter „Forschungsdaten in digitaler Form“, mit denen „beispielsweise in Hochschulseminaren direkt gearbeitet werden“ kann (S. 10). (3.) Nicht zuletzt lässt sich – fernab von jeder Forschungsabsicht – mit großem persönlichen Gewinn in den Lebensläufen von Kolleginnen und Kollegen blättern und lesen. Es ist durchweg äußerst spannend, solche Einblicke zu erhalten und eigene Lebenserfahrungen mit denen von Kolleg/inn/en in Beziehung zu setzen.

erschienen in: BDK-Mitteilungen 4/ 2009, S. 42