Rezension von Eva Wagner zu: Peez, Georg (Hg.): Kunst in der Grundschule fächerverbindend. Unterrichtsbeispiele und Methoden. Baltmannsweiler (Schneider Verlag) 2011 |
Kunstunterricht im interdisziplinären Dialog
Die Grundschule zeichnet sich mit Sicherheit als innovatives Element unseres Schulsystems hinsichtlich der Offenheit für neue Lern- und Lehrmethoden aus. Offene Unterrichtsformen und das Auflösen starrer Fächergrenzen zugunsten eines fächerverbindenden Unterrichts haben längst Einzug in den Alltag an Grundschulen gehalten. Unsere Lebenswirklichkeit zeigt sich eben nicht in einzelne Fächer getrennt, sondern in einer in sich verzahnenden Ansammlung naturwissenschaftlicher, kultureller, ethischer und sozialer Begebenheiten jeglicher Art. Auch das vorherrschende Klassenlehrerprinzip vereinfacht es den Grundschulen, enge Zeit- und Fachstrukturen aufzulösen.
Dennoch wird trotz vieler Innovationen vor allem der musisch-ästhetische Bereich seit Jahrzehnten als schulisches Stiefkind behandelt. Lernstandserhebungen und immer wieder neu geforderte Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler erlernen sollen, lassen die Nebenfächer oft an den Rand des schulischen Alltags rücken. Aber bietet nicht genau das Fach Kunst eine große Fülle an Chancen, Fächergrenzen aufzulösen (wie es eben auch curricular gefordert wird) und dabei die Kompetenzen der Kinder differenziert zu fördern?
Das vorliegende Buch bietet eine Sammlung von konkreten Unterrichtsbeispielen, in denen das Fach Kunst in den interdisziplinären Dialog mit anderen Fächern tritt, um damit tiefer greifende Bildungsprozesse anzustoßen.
Wird in der Fachliteratur häufig der Begriff des fächerverbindenden mit dem des fächerübergreifenden Unterrichtes synonym verwendet, findet sich in diesem Buch sowohl im Aufbau des Inhaltes als auch in der Einführung des Herausgebers eine genaue Abgrenzung beider Konzepte. Daher ist der Titel „Kunst in der Grundschule fächerverbindend“ vielleicht etwas irreführend, denn neben der „klassischen“ Verknüpfung zweier Unterrichtsfächer bietet dieses Buch tatsächlich auch fächerübergreifende Unterrichtsbeispiele, bei denen der ästhetisch-gestalterische Bereich mit mehr als einem weiteren Unterrichtsfach verbunden wird.
Kunstlehrerinnen und -lehrer der Grundschule, aber auch fachfremde Kolleginnen und Kollegen erhalten in diesem Buch nicht nur eine kurze wissenschaftlich fundierte Einführung in die historische und aktuelle Debatte der Interdiziplinarität des Faches Kunst in der Grundschule, sondern darüber hinaus eine Sammlung von 13 unterschiedlichen Unterrichtsideen. Dabei finden nahezu alle Bereiche des Faches Kunst Berücksichtigung: Räumliches Gestalten, Farbiges Gestalten, Grafisches Gestalten und Szenisches Gestalten. Darüber hinaus wird häufig auch zusätzlich die Auseinandersetzung mit Bildern und Objekten eingefordert.
Die aufgeführten Unterrichtsbeispiele wurden bereits von den einzelnen Autorinnen und Autoren in ihrem eigenen Unterricht erprobt. Daher ergibt sich nicht nur eine reine Vorstellung praktischer Unterrichtskonzepte, sondern der Leser profitiert auch von den eigenen Erfahrungen und Beobachtungen der jeweiligen Lehrperson. Jedes Kapitel, welches jeweils einen Reihenverlauf vorstellt, ist stets klar gegliedert. Neben einem Überblick über die dargestellte Unterrichtsreihe werden häufig auch Voraussetzungen der Lerngruppe und der Schule, Ziele der Einheit und jeweils ein Fazit der Autorin oder des Autors vorgestellt.
In den Beschreibungen wird deutlich, wie der „Kunst-Anteil“ während der Unterrichtsreihe die Schülerinnen und Schüler in ihrer Wahrnehmung, ihrem ästhetischen Empfinden und im Gestaltungsdrang herausfordert und für die Reihe motiviert. Viele Schwarz-Weiß-Abbildungen über den Entstehungsprozess und von Schülerergebnissen ergänzen die einzelnen Kapitel sehr stimmig, machen das Beschriebene gut nachvollziehbar und Lust darauf, interdisziplinären (Kunst-) Unterricht fernab von vorgefertigten Bastelanleitungen zu planen und durchzuführen.
ist erschienen in: BDK-Rundschreiben (NRW) und BDK-Info (Bayern) 2011