Rezension von H. von Borstel, Hamburg zu: Georg Peez: „Ich möchte Nebel malen lernen.“ Theorieelemente erfahrungsoffenen Lernens in der kunstpädagogischen Erwachsenenbildung. Frankfurt a. M. (Dipa Verlag) 1994

Rezension von H. von Borstel, Hamburg zu:

Georg Peez: „Ich möchte Nebel malen lernen.“ Theorieelemente erfahrungsoffenen Lernens in der kunstpädagogischen Erwachsenenbildung. Frankfurt a. M. (Dipa Verlag) 1994

Das vorliegende Buch ist überraschend handlungsorientiert. Georg Peez verarbeitet 15 Jahre berufliche Praxiserfahrung in der kunstpädagogischen Erwachsenenbildung. Theoriebildung und Praxismitteilungen ergänzen einander, so daß wir viel erfahren über die individuellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Laienkunst und Freizeitkünstlern. Für Dozentinnen und Dozenten bietet sich die Möglichkeit, das prozeßhafte und das handelnde Miteinander zu reflektieren, um daraus Handlungskonsequenzen zu ziehen: Kultur, Kunst und Bildung nehmen in der Freizeit von Menschen eine zunehmend große Bedeutung ein. – „Ich möchte Nebel malen lernen“, ist der Buchtitel, er wurde einem Schreiben an Georg Peez entnommen. Eine Teilnehmerin seiner Kurse hat damit eine Metapher gefunden, die die Funktion und den Sinn kunstpädagogischer Aktivitäten kaum besser treffen kann. Der Autor nimmt diesen Wunsch zum Anlaß, uns über grundlegende theoretische Aspekte zu erfahrungsoffenem Lernen sowie Rahmenbedingungen und Begriffsklärungen für die kunstpädagogische Erwachsenenbildung zu informieren. Er reflektiert im weiteren über die Teilnehmer und Leiter von Kursen, ihre Eigenschaften, Fähigkeiten und Motivation, ihre künstlerischen, didaktischen und organisatorischen Kompetenzen.
Aus dieser Theorie/Praxis-Analyse entwickelt Georg Peez konsequent die konzeptionellen Ansätze zur Vorbereitung und Durchführung von Kunstkursen. Die pädagogischen Intentionen werden dabei deutlich: In seinen Ausführungen werden die Begriffe ‚Planung‘ und ‚planen‘ vermieden, da sie „einen stark vorgefestigten, zweckrationalisierten Weg implizieren (…), wohingegen der Begriff ‚Vorbereitung‘ flexiblen, offeneren didaktischen Absichten eher entspricht“ (S. 173). – Aus diesem offenen Ansatz heraus werden die Kursbedingungen, das Erfahrungs- und Lernbedürfnis der Teilnehmer entwickelt und interpretiert. Zum Ende des Buches hält Georg Peez ein deutliches Plädoyer für das erfahrungsoffene Lernen in der kunstpädagogischen Erwachsenenbildung: „Lernen in Kunstkursen ist kein fachwissenschaftliches Lernen, aufbereitet oder vereinfacht für Laien. Jeder, der Kunstkurse unterrichtet, weiß, daß Lernen in seinen Kursen von einer Vielzahl unterschiedlicher Lernerfahrungen geprägt ist – Lernerfahrungen, die stark von Emotionen begleitet sind und die sich untereinander beeinflussen und ergänzen. Gerade die Verschiedenartigkeit und die Emotionalität des Lernens der Beteiligten zeichnen Freude und Erfolg in den Kursen aus… Durch die bildnerische Praxis und während dieser lernt der ganze Mensch.“ (S. 222). – Diese Aussage freut den Rezensenten, der selbst Freizeitpädagoge ist, außerordentlich. So ist es nicht nur in der Kunstpädagogik, sondern auch in der Freizeitpädagogik, und das macht das Buch für jeden Erwachsenen interessant, der sich mit der Freizeitorientierung in Bildungsprozessen beschäftigt.

erschienen in: Freizeitpädagogik 16. Jg., Heft 2, 1994, S. 198