Rezension von Jens Guthmann M.A. (Universität Frankfurt a.M.) zu: Werkstatt: Kunst. Anregungen zu ästhetischen Erfahrungs- und Lernprozessen im Werkstattunterricht. Herausgegeben von Constanze Kirchner und Georg Peez. BDK-Verlag, Hannover 2001 |
In der Schule unterscheidet sich ein Raum, der „Werkstatt“-Charakter hat, von anderen schulischen Unterrichtsräumen. Drucken oder keramisches Arbeiten findet in Räumen statt, die für den handgreiflichen Umgang mit Materialien und den hierzu gehörenden Werkzeugen ausgelegt sind. „Werkstatt“-Räume sind u. a. deshalb für das Schulfach „Kunst“ kennzeichnend. „Werkstatt“ ist aber nicht nur ein Lern- und Handlungsraum innerhalb oder außerhalb von Schule, sondern vor allem ein aktuell häufig diskutiertes didaktisches Unterrichtsprinzip. Mit „Werkstatt“ verbinden sich alternative Lehr- und Lernkonzepte sowie Absichten der Öffnung von Schule. Im vorliegenden Buch werden verschiedene Facetten des Werkstattbegriffs erstmals explizit beleuchtet, die in der kunstpädagogischen Diskussion bisher eher implizit, mitgängig behandelt wurden. Es wird anhand von Unterrichtsbeispielen von der ersten bis zur zwölften Jahrgangsstufe vor Augen geführt und reflektiert, welche Erfahrungen Lehrende im werkstattorientierten Kunstunterricht bisher gesammelt haben.
Eine abschließende Klärung des Begriffs ‘Werkstatt’ können und sollen die Beiträge dieses Sammelbandes nicht leisten. Vielmehr ist es Absicht, “Anhaltspunkte für eine theoretische sowie historische Erörterung und Fundierung des Werkstattgedankens bezogen auf ästhetisch-bildnerische Lernprozesse zu geben” (S. 8f.). Dies geschieht dadurch, dass verschiedene Werkstattbegriffe und ihre Unterschiede vorgestellt und zu anderen Unterrichtsmethoden in Beziehung gesetzt werden. Der besondere Stellenwert des Materials für den Werkstattunterricht wird hervorgehoben und in den Beiträgen des Bandes berücksichtigt.
Darüber hinaus zeigen Praxisberichte aus der Werkstattarbeit im Kunstunterricht exemplarisch deren Möglichkeiten auf. Sie beleuchten das Thema zum Teil hinsichtlich spezifischer didaktischer Aspekte (wie beispielsweise dem ‘Stationenlernen’ und der Bewertung entstandener Arbeiten) oder anhand möglicher Ausdrucksformen, wie dem Wechselspiel von darstellender und bildender Kunst. Ferner wird die Auseinandersetzung mit Werken der Kunstgeschichte anhand des Werkstattprinzips vorgestellt. Einmal mehr wird in dieser Publikation die Frage diskutiert, welche Rolle der Computer insbesondere im aktuellen werkstattorientierten Kunstunterricht spielen kann und welcher Stellenwert ihm beigemessen werden sollte.
Durch die Mischung aus theoretischer Betrachtung und Beispielen aus der Unterrichtspraxis, erhalten Lesende mit diesem reich bebilderten Band breit gefächerte und anregende Einblicke in Möglichkeiten und Grenzen des werkstattorientierten Kunstunterrichts.
Jens Guthmann
erschienen in: Kunst+Unterricht Heft 260 / 2002, S. 51