Rezension von Jörg Grütjen zu: Peez, Georg (Hg.): Handbuch Fallforschung in der Ästhetischen Bildung / Kunstpädagogik. Qualitative Empirie für Studium, Praktikum, Referendariat und Unterricht. Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengehren) 2007

Rezension von Jörg Grütjen zu:

Peez, Georg (Hg.): Handbuch Fallforschung in der Ästhetischen Bildung / Kunstpädagogik. Qualitative Empirie für Studium, Praktikum, Referendariat und Unterricht. Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengehren) 2007

Überblick zu aktuellen kunstpädagogischen Forschungsmethoden
Die „möglichst gegenstandsnahe Erfassung der ganzheitlichen, kontextgebundenen Eigenschaften sozialer Felder“ (Ewald Terhart, zitiert nach Dreyer im besprochenen Band, S. 189) ist Ziel von qualitiativ-empirischen Forschungsmethoden. Unterschiedliche Untersuchungsverfahren im Feld der Kunstpädagogik werden in diesem Buch einführend vorgestellt. Beispielanalysen thematisieren u.a. die erste Zeichnung eines 13 Monate alten Kindes, digitale Kritzel-, Kinder- oder Jugendzeichnungen, eigene Unterrichtsbeobachtungen aus der Grundschule. Oder die Auswertung von autobiografischen Interviews zur Berufswahl von Kunstlehrern wird vorgestellt.
Das Überblickswerk ist äußerst leserfreundlich gestaltet: Die Beiträge sind maximal zwölf Seiten kurz, werden oft mit orientierenden Abstracts eingeleitet, es gibt viele Zwischenüberschriften, Listen, Abbildungen und ein hilfreiches Register am Schluss. Für alle Beiträge gilt: Praxisbeobachtungen, zum Beispiel in Form von Interviews, Fotografien, Videos, teilnehmenden Beobachtungen zu Forschungsmaterial geronnen, bilden das Scharnier zwischen Praxis und Wissenschaft.
Die Leistungsfähigkeit der Autoren und Ansätze wird häufig durch den souveränen Umgang mit der knappen Seitenzahl der Abhandlungen deutlich. Bestenfalls werden nicht nur die Forschungsmethoden anschaulich, sondern auch konkrete Forschungsergebnisse mit kunstpädagogischem Neuigkeitswert vermittelt. Vereinzelte Beiträge verlieren vor lauter Methoden- und Metareflexion manchmal die Gegenstandsnähe bzw. die Relevanz für die Alltagspraxis. Im Sinne einer Ergebnisorientierung scheinen mir weniger die methodisch überambitionierten Ansätze fruchtbar, dafür eher die im Forschungsdesign unauffälligen Beiträge, die aber besser an andere Untersuchungen anschließbar sind.
Das Handbuch ist primär für Studierende und Lehrende der Kunstpädagogik informativ und anleitend. Es bietet einen guten Überblick über aktuelle kunstpädagogische Forschung. In starkem Maße kann das Buch Lesern helfen, vielleicht auch Akteuren der Lehrerfort- und Weiterbildung, dass „die divergierenden Perspektiven von Theorie und Praxis während der Berufstätigkeit nicht zu Stress und Frustration, sondern zu einer forschend-interessierten Haltung gegenüber Wissenschaft und Schulwirklichkeit“ führen. (Terhart, E.: Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland. Weinheim 2001, S. 72)

erschienen in: BDK-Rundbrief NRW 2 / 2007