Rezension von Jörg Grütjen zu: Peez, Georg (Hg.): Kunstpädagogik und Biografie. 52 Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern erzählen aus ihrem Leben. Professionsforschung mittels autobiografisch-narrativer Interviews. München (kopaed) 2009

Rezension von Jörg Grütjen zu:

Peez, Georg (Hg.): Kunstpädagogik und Biografie. 52 Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern erzählen aus ihrem Leben. Professionsforschung mittels autobiografisch-narrativer Interviews. München (kopaed) 2009

Spannende Lebensläufe
Wann fängt die Berufsbiografie einer Kunstpädagogin bzw. eines Kunstpädagogen an? Im Referendariat? Zu dem Zeitpunkt, wenn neben der künstlerischen Freiheit auf einmal Sicherheit und flexible Arbeitszeitmodelle relevant werden? Mit der Wahl des Studienfaches und der Entscheidung für das Lehramt? Oder schon bei den ersten eigenen Reisen, bei denen das Skizzenbuch zum ständigen Begleiter wird? In der eigenen Schulzeit, als zum ersten Mal ein bewunderter Lehrer vom Talent beim Zeichnen spricht? Schon vor der Kindergartenzeit, beim Basteln und Malen mit der Mutter?
Der kurzweilige Wälzer ist klar gegliedert: erstens Forschungsaspekte, zweitens Einzelfallstudien, also Erläuterungen und Analysen von im Anschluss abgedruckten Interviews und Fotos, sowie drittens eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
Der zentrale mittlere Teil des Bandes ist nach Lebensalter der befragten Kunstlehrerinnen bzw. Kunstlehrer sortiert: Los geht es mit einem 66 Jahre alten Kunstlehrer, beendet wird dieser Teil mit einer 29-jährigen Kollegin. Das fordert zu einem stöbernden Leseverhalten auf; man sucht mit dem Inhaltsverzeichnis nach eigenen Altersgenossen, um sich an deren Aussagen wie im Spiegel zu prüfen: Bin ich auch so? Oder doch ganz anders? Die Jagd nach Themen und Mustern, die sich ebenso in der eigenen Kunstlehrer-Biografie finden, macht den eigentlichen Lesespaß aus.
Der knapp hundert Seiten umfassende Schlussteil ist erhellend. Schon das Inhaltsverzeichnis listet hier zentrale professionsspezifische Merkmale griffig und leserfreundlich auf, etwa „Talent und Begabung“, „Förderung im Elternhaus“, „personales Vorbild Kunstlehrer“, „Reisen“, „Sicherheit“, „eigene künstlerische Praxis“, „Abgrenzung zur bürokratischen Institution Schule“.
Dies ist also ein Buch zum Schmökern, um sich selbst in den Kosmos der Kolleg/inn/en einordnen zu können, oder für Referendare und Studierende, um sich zu informieren, wie Kunstlehrende heutzutage häufig sozialisiert sind und „ticken“.

erschienen in: DDS Zeitschrift der GEW Bayern, Mai / 2010, S. 18