Rezension von Jörg Harbrecht zu: Peez, Georg (Hg.): Kunstpädagogik und Biografie. 52 Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern erzählen aus ihrem Leben. Professionsforschung mittels autobiografisch-narrativer Interviews. München (kopaed) 2009 |
Kunstpädagogik und Biografie
Georg Peez ging im Rahmen eines Hochschulseminars im Jahr 2008 der Frage nach, was denn die zentralen Bestandteile von Professionalität in der Kunstpädagogik sind. Ziel der Untersuchung war die Ermittlung professionsspezifischer Merkmale, die er nun in seinem Buch „Kunstpädagogik und Biografie. 52 Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern erzählen aus ihrem Leben. Professionsforschung mittels autobiografisch-narrativer Interviews“ darlegt.
Insgesamt sieben Themengebiete haben – nach Peez – eine hohe Bedeutung für den Berufsstand (S. 25):
• Familie / Prägungen durch Eltern und Geschwister,
• eigene Anlagen / Begabung im Künstlerischen wie auch im Pädagogischen,
• selbst erfahrener schulischer Kunstunterricht / frühe Vorbilder,
• Studienzeit und Referendariat als meist von Neuorientierung geprägte „Lehrjahre“,
• ambivalente Haltungen gegenüber der Institution Schule,
• Stellung zur bildenden Kunst,
• eigene künstlerische Tätigkeit.
Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel und umfasst 797 starke Seiten, wobei die Einzelfallstudien in Kapitel 4 mit 638 Seiten den größten Raum einnehmen.
Abschrecken lassen sollte man sich von diesem Seitenumfang jedoch nicht, denn die Einzelfallstudien sind höchst informativ und lesen sich fesselnd. Dies liegt auch am methodischen Vorgehen von Peez. Die autobiografischen Interviews garantieren dem Probanden eine größtmögliche Freiheit und Offenheit im Erzählen. Lediglich ein selbst ausgewählter Gegenstand gab dem Erzählenden beim Darstellen seiner Lebensgeschichte Halt. „Damit war die Erwartung verbunden, dass entweder im visuellen Material etwas deutlich wird, was sich im verbalen Material so nicht kundtut, oder dass sich die Interpretationen der beiden Materialformen inhaltlich triangulativ ergänzten.“ (S. 41)
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag im Hinblick auf ein professionalisiertes Selbstverständnis in der Kunstpädagogik. Es ist darüber hinaus äußerst aufschlussreich bezüglich eigener Motive der Berufswahl.
Der Leser findet sich unschwer selbst in den unterschiedlichen Einzelfallstudien wieder und reflektiert das eigene Selbstverständnis im Zusammenhang mit den dargestellten Ergebnissen.
erschienen in: „bdk-inform“ Das Mitteilungsblatt des BDK-Landesverbandes Baden-Württemberg, Dezember 2009, S. 74-75