Rezension von Peter Truniger und Nathalie Monachesi zu: Goritz, Christoph / Michaelis, Margot / Peez, Georg (Hg.): Werkstatt Kunst. Band 2. Schulbuch für die Klassenstufen 7 bis 10. Braunschweig (Schroedel Verlag) 2014 |
Werkstatt Kunst Band 2
Nach „Werkstatt Kunst“, welche an Kinder im Primarschulalter adressiert ist, durfte man gespannt sein auf Band 2 für die Zielgruppe Jugendliche der Sekundarstufe I. Man kann es vorweg nehmen: Wiederum legen Peez, Michaelis und Goritz ein rundum gelungenes Handbuch vor, das auf vielfältige Weise einlädt zu künstlerischer Reflexion und zu gestalterischem Tun. Bereits beim Aufschlagen des Buchs wird spürbar, dass begeisterte und erfahrene KunstpädagogInnen am Werk waren, die sich vorgenommen hatten ein Lehrmittel zu realisieren, das grundlegend und mehrperspektivisch zum Gestalten anregt und herausfordert: In das Deckblatt integriert gibt es praktische Hinweise zur Bildbetrachtung.
Das kompakte Werk bietet eine Vielfalt an Gestaltungsanlässen, unter anderem Schrift als Gestaltungsmittel, Comic und Manga, die Stadt als Erlebnisraum, Untersuchungen zum „Ich“, Träume und Traumwelten, Film als Erzählmedium. Der Anspruch der AutorInnen ist ambitioniert. Das Buch lanciert Themen, regt an zur Wahrnehmungsschulung und trainiert die Bildkompetenz, erweitert den fachspezifischen Wortschatz und fordert heraus zum Nachdenken über Sinn und Wert von künstlerischer Produktion. Mittels Aufträgen und Denkanstössen zielt es ab auf die Selbsttätigkeit der Jugendlichen, und es enthält bestimmt genügend Stoff für den Kunstunterricht der fokussierten vier Jahre.
Die AutorInnen vermeiden einen belehrenden Zugang. Vielmehr laden sie die Lernenden ein, sich einzulassen auf das Experiment „Kunst“. Dafür stellen sie eine umfangreiche Werkstattinfrastruktur zur Verfügung und spinnen Netze zwischen kunstgeschichtlichem Kanon, Alltagskultur und Gebrauchskunst.
In einer dialogischen Form „spricht“ das Handbuch mit den NutzerInnen und fordert sie heraus, diese Vernetzungen zu entdecken, zu untersuchen und sich auf die Erprobung von Produktions- und Ausdrucksweisen einzulassen. Wiederholt werden die Lernenden zum Austausch von Beobachtungen und Sichtweisen mit Mitlernenden und Lehrpersonen aufgefordert.
Eine ansprechende Gestaltung, der Aufbau sowie die Art des Heranführens und die Anregungsbeispiele machen es den Schülern der 7. bis 10. Klasse leicht, sich auf den Kunstunterricht einzulassen. Das Lehrbuch wirkt dabei niemals anbiedernd und eignet sich im Übrigen auch für die Arbeit mit Erwachsenen.
Die Anregungen kommen sehr dicht aufeinander. In dieser Fülle ist die Lehrperson gefordert: Sie muss gewichten, vertiefen, begleiten – und findet dafür sehr inspirierende Hinweise. Werkstatt Kunst Band 2 bietet quasi eine Grobplanung inklusive Hinweise, wie man die Feinplanung angehen könnte.
Zu Beginn der Kapitel gibt es jeweils eine kurze Übersicht über die Inhalte und Zielsetzungen. Diese Texte wirken motivierend und machen Lust auf die Beschäftigung mit der Thematik. Sie fordern auf zu entdeckendem, forschendem Lernen. Die Angebote werden facettenreich ausgebreitet. So werden beispielsweise im Kapitel „Dinge – entwerfen und umgestalten“ diese unter den Gesichtspunkten Spuren, Funktionen, Symbolik, Designpraxis, Inszenierung und Verfremdung zur Bearbeitung vorgelegt.
Zu wichtigen gestalterischen Verfahren und Herangehensweisen gibt es Werkstätten, z..B.: zu Collage (174f), Fluchtpunkt (136f), Malen mit Acryl (94f) oder plastischem Gestalten (112f) und Design (88f).
Wertvoll und attraktiv ist das breite Dienstleistungsangebot, welches selbstverantwortetes Lernen unterstützt und erleichtert: ein Glossar, Kurzportraits der zitierten Künstler, Anleitungen für die künstlerische Bildbetrachtung und eine breite Methodensammlung im Anhang.
erschienen in: Publikationsorgan des Schweizerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands und „Werkspuren“, Heft 9, 2015