Rezension von Prof. Dr. Frank Schulz zu: Peez, Georg (Hg.): Handbuch Fallforschung in der Ästhetischen Bildung / Kunstpädagogik. Qualitative Empirie für Studium, Praktikum, Referendariat und Unterricht. Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengehren) 2007 |
Endlich das Handbuch zum Thema Fallforschung!
Künstlerische Prozesse, in denen die Persönlichkeit als Ganzes gefordert ist, rationale und emotionale Elemente miteinander verschmelzen, die jeweils unverwechselbare, einmalige und unwiederholbare Einzelfälle sind, verschließen sich einer rein quantitativen Erforschung bzw. Evaluation weitgehend. Qualitativ-empirische Methoden sind hier gefragt. Aber genau die waren bis vor einigen Jahren für den Bereich des Künstlerisch-Ästhetischen noch gar nicht systematisch und differenziert ausgearbeitet, wiewohl sie auf unterschiedliche Weise im Einzelnen längst praktiziert werden. Georg Peez hat mit seinen Publikationen Entscheidendes geleistet, das Repertoire entsprechender qualitativ-empirischer Forschungsmethoden systematisch zu entwickeln und handhabbar zu machen. So ist es kein Zufall, dass er nun als Herausgeber eines „Handbuches Fallforschung in der Ästhetischen Bildung / Kunstpädagogik“ hervortritt. In seiner prägnanten Einleitung betont Peez die Notwendigkeit empirischer Forschung im Bereich des Künstlerisch-Ästhetischen, insbesondere der empirischen Wirkungsforschung. Entscheidend sei dabei die Offenheit der Forschenden, „eigene Auffassungen sowie Interpretationswege durch das Forschungsmaterial so stark irritieren zu lassen, es als ‚autonomes‘ Material wichtig zu nehmen, dass innovative, intersubjektive Sichtweisen und Beschreibungen über das zu untersuchende Phänomen bzw. Feld entwickelt werden können“ (S. 2).
Entstanden ist eine Publikation, die die Bezeichnung „Handbuch“ im Titel mit vollem Recht trägt. Gerichtet an Studierende und Lehrende, an Seminarleitende und Referendare genau so wie an Lehrende in der Fortbildung, sind hier die Grundlagen hinsichtlich der Anwendung qualitativer Forschungsmethoden bei Abschluss- und Hausarbeiten im Studium, im Praktikum sowie im Referendariat gelegt. In achtzehn Beiträgen werden aus unterschiedlichen Bereichen der künstlerisch-ästhetischen Bildung (vornehmlich im Rahmen von Kunstpädagogik, aber auch von Medien-, Musik- und Theaterpädagogik) derzeit zur Anwendung kommende qualitative Forschungsmethoden anschaulich dargestellt. Die einzelnen Beiträge zeichnen sich dadurch aus, dass am konkreten Fallbeispiel die jeweilige Methode transparent gemacht wird und damit in hohem Maße übertragbar auf andere Prozesse ist.
Frank Schulz
erschienen in: Kunst+Unterricht Heft 314/315 2007, S. 74