Rezension von Prof. Dr. Heidrun Richter (Universität Erfurt) zu: Peez, Georg: Einführung in die Kunstpädagogik (Reihe „Grundriss der Pädagogik“), Stuttgart (Kohlhammer Verlag) 2002 |
Das Buch, das grundlegendes Wissen über das Studienfach Kunstpädagogik, seine Gegenstände, seine Methoden, Strukturen und Konzepte zusammenfasst, hat es lange nicht gegeben. Diese besonders für angehende KunstpädagogInnen schmerzliche Lücke ist kürzlich geschlossen worden.
In komprimierter Form behandelt der Autor im Eingangskapitel die Problematik der Wirkungszusammenhänge zwischen Kunst und Pädagogik, die außerdem durchgehendes Leitthema des Buches sind, und erläutert Beziehungen zwischen diesen beiden Bereiche an drei zeitgenössischen Kunstwerken. Damit stellt sich auch die Frage nach der Vermittelbarkeit von Kunst, wie sie in den 1990er Jahren aus oft kontrastierenden Positionen in die Fachwelt hineingetragen wurde. Georg Peez gibt keine voreiligen Antworten, sondern setzt eher auf ein plurales Fachverständnis, für das er eine ganze Reihe von Konzeptgebern (z.B. Gunter Otto, Gert Selle) und Ansätze beschreibt (Kap. 2). Indem Peez die Entwicklung ästhetischer Wahrnehmungs- und Erfahrungsprozesse der Kinder und Jugendlichen als wichtiges Potential heutiger kunstpädagogischer Konzepte und bildnerisch-ästhetischer Praxis ansieht und (mit Kirchner/Otto) als Voraussetzung für Kunstwahrnehmung überhaupt, bietet er im Rahmen dieser kunstpädagogischen Diskussion einen „Konsens im Fach“ an (Kap. 1.3) und unterstreicht die Bedeutung ästhetischer Erziehung als aktiven Selbstwahrnehmungs- und -bildungsprozess.
Eine Einführungsschrift ohne Überblick über die Geschichte der Kunstpädagogik bliebe ein Torso. Der Abriss zu historischen Wurzeln beginnt im vorliegenden Fall im Mittelalter und endet in den 1980er Jahren (Kap. 3). Für bemerkenswert halte ich, dass die „Kunsterziehung in der DDR“ mit einem eigenen Abschnitt in die Darstellung einbezogen wird, den das Bemühen um eine sachliche Beurteilung der wechselvollen Geschichte des Faches unter der Indoktrinierung durch Partei und Staat auszeichnet.
Im Weiteren finden in dem exemplarisch behandelten Zeichnen und dem Gestalten mit Ton elementare Tätigkeitsbereiche (Kap. 4) ebenso Beachtung wie die beruflichen Praxisfelder (Kap. 5) in Schule, Museum, Erwachsenenbildung, Jugendkunstschule und Seniorenarbeit. Hinzu kommen Methodenaspekte (Kap. 6) sowie Ausführungen zu Sinn, Zweck und verschiedenen Formen kunstpädagogischer Forschung (Kap. 7). Nach kurzen Hinweisen auf Besonderheiten des Kunstpädagogik-Studiums (Kap. 8) folgt im letzten Kapitel unter der Überschrift „Support“ ein übersichtlich gegliedertes Angebot von Hompages, Kunstlinks, Datenbanken, Mailinglisten sowie Bezugsquellen von Zeitschriften, Handbüchern und digitalen Medien.
Nicht nur Lehrenden und Studierenden, auch Schüler/innen, die einmal Kunstpädagogik studieren wollen, wird damit der Zugriff auf einschlägige Informationen erleichtert. Man kann das Buch in der Folge seiner Kapitel lesen oder sich interessengeleitet einzelnen Abschnitten zuwenden, zu denen es immer auch weiterführende Literaturhinweise gibt. Das macht die Schrift sowohl für Studienzwecke als auch zur beruflichen Orientierung so bedeutsam. Trotz des für ein Handbuch leider ziemlich hohen Preises kann ich sie nur empfehlen.
Heidrun Richter
erschienen in: BDK-Mitteilungen 4 / 2002, S. 43