Rezension von Thomas Michl zu: Peez, Georg (Hg.): Handbuch Fallforschung in der Ästhetischen Bildung / Kunstpädagogik. Qualitative Empirie für Studium, Praktikum, Referendariat und Unterricht. Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengehren) 2007 |
Die Veröffentlichung hat, wie im Titel bereits an erster Stelle vermerkt, Hand- und Lehrbuchcharakter. In 18 Beiträgen wird eine durchweg anschaulich und verständlich formulierte Zusammenschau der bedeutendsten qualitativ-empirischen Forschungsmethoden gegeben, die im Moment in der Ästhetischen Bildung und Kunstpädagogik zur Anwendung kommen. Das Buch gliedert sich in drei große Kapitel, die praktisch das gesamte Feld der künstlerisch-ästhetischen Bildung und Erziehung abdecken:
In den Beiträgen zur Unterrichtsforschung wird Fragen nachgegangen, die sich damit beschäftigen, „welche empirisch nachzuvollziehenden Wirkungen ästhetische Erziehung, bzw. Kunstpädagogik ganz konkret hat“ (S. 8). Im Mittelpunkt stehen hierbei Unterrichtseinheiten aus Gymnasium, Gesamt-, Grund- und Hauptschule ebenso, wie aus verschiedenen Bereichen der außerschulischen, kulturellen Bildung.
Das zweite große Kapitel „Erforschung ästhetischer Praxis und Rezeption“ fokussiert „ästhetisches Handeln, ästhetische Einstellungen und bild-künstlerische Dokumente“ (S. 8) vom Kleinkind bis in das Jugendalter.
Einen dritten Bereich nimmt die Professionsforschung ein. Hierbei geht es darum, „sich auch empirisch darüber klar zu werden, welche Voraussetzungen Lehrende in ihrem Beruf mitbringen, wie sie ästhetisch sozialisiert wurden, was die Merkmale des eigenen Berufsstandes sind“ (S. 8).
Nach der Einführung, in der der Herausgeber Georg Peez kompakt und prägnant die wichtigsten Grundlagen qualitativ-empirischer Forschung veranschaulicht, folgen die Aufsätze, die sowohl von etablierten wie auch jungen Autorinnen und Autoren verfasst sind und allesamt eine ähnliche Struktur (Zusammenfassung, Erläuterung von Forschungsfragen und -methoden, Anwendung in einer exemplarischen Fallstudie) aufweisen. Dadurch erhält das Buch in seiner Gesamtheit einen einheitlichen und äußerst übersichtlichen Charakter. Die Artikel verschaffen in der Regel lediglich einen konzentrierten Einblick in eine bestimmte Forschungssituation. Dies soll als Einladung zu einer weiterführenden, vertiefenden Beschäftigung verstanden werden, die man gerne annimmt, denn durch die meisten Beiträge wird man auf den Geschmack gebracht, weiter zu forschen.
Der Herausgeber erstellt am Beispiel der Analyse von Fotos eine phänomenologische Fallstudie zu den frühesten Zeichnungen eines 13 Monate alten Kindes. Hans-Jürgen Boysen-Stern nimmt in seinem Artikel die Erforschung des „Kunst(werk)raumes im digitalen Zeitalter“ vor (S. 34). Im Beitrag von Andrea Dreyer zum Thema „Professionsforschung“ wird „eine mögliche Heterogenität berufsbiografischer Entwicklungswege und deren Einfluss auf die kunstdidaktische Lehre und Forschung“ (S. 188) untersucht. Weitere Beiträge befassen sich z.B. mit der „Darstellung als responsives ästhetisches Handeln“ (Hubert Sowa), der „Digitalen Kinderzeichnung im Übergang zum Jugendalter“ (Constanze Kirchner), „Videogestützten Beobachtungen bildnerisch-ästhetischer Prozesse“ (Anja Mohr) oder der „Computernutzung Jugendlicher“ (Johannes Kirschenmann). Darüber hinaus macht das Sachwortregister am Ende, in dem praktisch alle wichtigen Termini zur empirischen Forschung im Bereich Ästhetische Erziehung / Kunstpädagogik zusammengefasst sind, das Buch zu einem unverzichtbaren Werkzeug für alle, die sich innerhalb und außerhalb von Schule und Universität mit empirischer Forschung in künstlerisch-bildnerischen Bereichen auseinandersetzen.
erschienen in: BDK-Info des Landesverbandes Bayern 9 / 2007, S. 63-64