Evaluation des eigenen Kunstunterrichts

Georg Peez / Michael Schacht

Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler zum Unterricht geschehen in der Schule häufig, zumeist informell oder nebenbei: Man schnappt die Äußerung einer Schülerin beim Verlassen des Kunstraumes auf oder das Gesicht eines Schülers während der Stunde scheint Bände zu sprechen. Auch die Ergebnisse eines Tests lassen Aussagen darüber zu, ob und inwieweit die Klasse das Behandelte gelernt hat und nun anwenden kann. Seltener ergibt sich ein intensives Gespräch über die Qualitäten und Merkmale des Unterrichts. Solche Rückmeldungen können jedoch auch für Lehrende sehr aufschlussreich sein (vgl. das abschließende Kapitel des Basisartikels in "Kunst+Unterricht" 287/ 2004, S. 11).
Die hier vorgeschlagenen Evaluationsanregungen sollen vor allem helfen, ein Gespräch über den Kunstunterricht oder eine bestimmte Unterrichtseinheit zu initiieren.

"Du hast es in der Hand!"

Alle Schülerinnen und Schüler bekommen ein leeres A4-Blatt Papier. Jede/r legt eine Hand auf das Blatt und zeichnet mit einem Stift in der anderen Hand den Umriss nach. Jedem Finger werden nun Antworten auf Auswertungsschwerpunkte, die den Unterricht/ Kurs betreffen, zugeordnet:
– Daumen ("Daumen hoch"): "Das hat mir besonders gut gefallen."
– Zeigefinger ("Zeigen"): "Hierauf möchte hinweisen. Dies fiel mir auf."
– Mittelfinger ("Stinkefinger"; "F… you"): "Das hat mir gar nicht gefallen."
– Ringfinger ("Gefühl"): "Folgendermaßen habe ich mich gefühlt."
– Kleiner Finger ("kurz"): "Das kam meines Erachtens zu kurz."

In oder an den jeweiligen Fingerumriss werden die passenden Aussagen geschrieben. Der Vorteil dieser Methode ist, dass alle Teilnehmenden zu sehr unterschiedlichen Bereichen Stellung beziehen können.
Der Zeitbedarf liegt bei etwa 10 bis 20 Minuten für das Erklären der Methode incl. des Ausfüllens der Hände. Nachdem alle ihre "Handzettel" ausgefüllt haben, können die Blätter an eine Wand gepinnt oder geklebt und anschließend gelesen werden. Ein kurzes Gespräch oder eine längere Diskussion können sich anschließen. Denkbar ist aber auch, alle Blätter lediglich in Ruhe herumzureichen und durchzulesen.

Walk the Line

Quer durch eine große freie Fläche (beispielsweise im Gang oder auf dem Schulhof) wird mit Kreide, Klebeband oder einem Seil eine Linie markiert. An den beiden Endpunkten werden Karten/ Papierblätter mit einem Gegensatzpaar angebracht, das sich zur Bewertung oder Einstufung eignet (wie z.B. "+ / -" oder "zu viel / zu wenig" oder ein lachendes und ein trauriges Gesicht). Die Mitte der Linie wird mit einem entsprechenden Neutralpunkt markiert.
Die Schülerinnen und Schüler geben ihre Antworten auf eine Reihe vorbereiteter (oder auch spontan gestellter) Auswertungsfragen, indem sie sich entsprechend ihrer Meinung auf der Linie aufstellen – näher zu dem einen oder dem anderen Pol. Bei komplexeren Fragen oder zur Vertiefung sollten zumindest einige Schülerinnen und Schüler Gelegenheit haben, von ihrem gewählten Platz aus zu der Fragestellung mündlich "Position zu beziehen".
Zu Dokumentationszwecken können die Aufstellungen fotografiert oder ausgezählt und auf eine Skizze der Auswertungslinie übertragen werden.
Der Zeitbedarf liegt bei 5 Minuten Vorbereitung, 2 Minuten Erklärung und 1 bis 5 Minuten pro Fragestellung.


Bibliografische Angaben zu diesem Text:

Peez, Georg/ Schacht, Michael: Evaluation des eigenen Unterrichts. In: Kunst + Unterricht, Heft 287, 2004, S. 36-37